Heiliger Sabinus, Bischof und Martyrer
Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen-Legende für Schule und Haus«, erschienen im Jahre 1890

Sabinus (= weise, fromm) war Bischof von Assisi in Italien und wurde von den Kaisern Diocletian und Maximin durch den Statthalter Venustian mit den Diakonen Marcellus und Exuperantius gefangen gesetzt. Am folgenden Tage war das peinliche Verhör. Sabinus sollte den Göttern opfern und leben – oder sterben. Er sprach: »Wenn du mir erlaubst, zu tun, was ich will, so will ich dir augenscheinlich zeigen, dass die Götter, welche du anbetest, nichts sind. Zeige mir einen deiner Götter«. Man brachte ein zierliches Götzenbild und stellt es vor ihn hin. Der Heilige nahm dasselbe und schleuderte es mit solcher Gewalt auf den Boden, dass es in Stücke zerfiel. Statt über die Nichtigkeit des Götzendienstes nachzudenken, ließ der Statthalter dem heiligen Bischof beide Hände abhauen (siehe Bild!). Dann wurden die beiden Diakonen gefoltert, lange mit Ruten gehauen und starben unter der Marter mit eisernen Krallen. Die Verurteilung des heiligen Sabinus wurde verschoben. Die fromme Witwe Serena besuchte ihn öfter im Kerker und sorgte für seinen Unterhalt. Ihr lieber Enkel Priscian war erblindet; auf das Gebet des Heiligen wurde er sehend. Der Statthalter Venustian litt an heftigen Augenschmerzen. Er ließ den heiligen Bischof zu sich rufen und bat ihn um Heilmittel für Leib und Seele. Dieser erteilte ihm einige Tage Unterricht im heiligen Glauben und spendete ihm dann, die Wasserschale mit seinen verstümmelten Armen haltend, die heilige Taufe; zugleich wurden seine Frau und Kinder getauft. Die Augenschmerzen hörten sogleich auf. Auf die Kunde hin schickte der Kaiser Maximian den Tribun Lucius nach Assisi und ließ voll Zorn den Statthalter mit Frau und Kindern enthaupten. Lucius ging nach Spoleto und ließ den heiligen Sabinus dorthin vor sein Gericht führen. Der heilige Bischof starb unter den schrecklichen Geißelstreichen im Jahre 303. Der Verehrungstag aller genannten heiligen Martyrer ist der 30. Dezember.
Lehre. Benütze, o Christ! deine Lebenszeit zum Heile deiner Seele. Eucherius sagt: »Wer wird mir diesen Tag, dieses Jahr zurückgeben, die ich mit eitlen Dingen verloren habe?
Kirchengebet. O Gott, der du stets als wunderbar in deinen Heiligen gepriesen wirst: wir bitten dich, verleihe, dass, wie wir die Verdienste deines heiligen Martyrers und Bischofs Sabinus verehren, durch dessen Hilfe zum Genusse der ewigen Freuden gelangen. Amen.
Die Texte unserer »Heiligen-Legende« stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.
52/2017