Jahrgang 2014 Nummer 23

Heiliger Robertus, Abt

Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen-Legende für Schule und Haus«, erschienen im Jahre 1890

Robertus (= holder Ratgeber) wurde in England um das Jahr 1080 geboren. Er wirkte als Priester in der Diözese York und trat dann in das Benediktinerkloster zu Whiteby. Nachdem die Zisterzienser sich in England ausbreiteten, ging Robert mit Erlaubnis seines Abtes zu denselben über und wurde in der Folge Abt des Klosters New-Monastery (Neumünster). Nie stand er gesättigt vom Tische auf und lebte in der Fastenzeit nur von Brot und Wasser. Außer den üblichen Andachtsübungen betete er täglich die 150 Psalmen. Es wurde ihm geoffenbart, dass die Namen aller seiner Untergebenen, zwei ausgenommen, im Himmel aufgezeichnet seien. Bald darauf verließen wirklich zwei das Kloster und führten ein schlimmes Leben. Große Gewalt hatte der Heilige über die Teufel, welche er den Handlungen und Gebeten der Brüder nachspüren sah; auch heilte er Besessene. Deshalb ist er auf dem Bilde dargestellt, wie er den Teufel an einer Kette hält und durch Vorzeigen des Kruzifixes bändigt. Der heilige Bernard hielt ihn hoch in Ehren und schenkte ihm seinen Gürtel. Den heiligen Einsiedler Godricus besuchte Robert oft in seiner Einöde. Am 7. Juni 1159 starb der heilige Abt. Sein heiliger Leib wurde in der Klosterkirche beigesetzt und von Gott durch Wunder verherrlicht. Der heilige Godricus sah die Seele des heiligen Robert in Gestalt einer feurigen Kugel emporschweben, die bösen Geister, welche dieselbe verfolgten, wurden von Engeln verscheucht.

Lehre. Robert war schon als Kind ernst und hatte keine Freude am Spielen. Die Kinder haben jedoch starken Drang zum Spielen. Man lasse die Kinder nur spielen, überwache sie aber, dass sie nicht sündigen. Die Spiele sollen ganz unschädliche sein; mit der Zunahme der Jahre gewöhne man die Kinder nebenbei an nützliche Beschäftigung und halte sie auch zu den gewöhnlichen Gebeten an.

Gebet. O Gott, der du deinem hl. Diener und Abte Robert von Jugend an einen ernsten Sinn und Freude am einsamen Leben verliehen hast: gewähre uns die Gnade, dass wir die Angelegenheit unseres Heiles ernst ins Auge fassen und nach treuer Erfüllung unserer Lebensaufgabe zu den ewigen Freuden gelangen mögen. Amen.

 

Die Texte unserer „Heiligen-Legende“ stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.

 

23/2014