Heiliger Raymund Nonnatus, Kardinal
Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen-Legende für Schule und Haus«, erschienen im Jahre 1890

Raymund erblickte das Licht der Welt 1204 zu Portello in Spanien. Als er hörte, dass er keine Mutter mehr habe (dieselbe war bei seiner Geburt gestorben), erwählte er die seligste Jungfrau Maria zur Mutter. Der Vater war adelig, aber wenig begütert. Zu Barcelona trat Raymund in den Orden des heiligen Petrus Nolascus von der Erlösung der Gefangenen. Da er sich in allen Tugenden, besonders aber durch seine Nächstenliebe auszeichnete, so sendete ihn der heilige Petrus nach Algier zum Loskaufe von gefangenen Christensklaven. Das Geld war erschöpft, nun bot sich Raymund selbst als Geisel dar für solche, von denen er am meisten fürchtete, sie möchten vom Glauben abfallen. Gerade deshalb aber wurde er von den Muhammedanern gefesselt und misshandelt. Soviel wie möglich tröstete der heilige seine Mitgefangenen, unterrichtete Christen und Muhammedaner und bekehrte von letzteren mehrere, darunter zwei von hohem Range und taufte sie. Hiedurch zog er sich neue Leiden zu. Nur aus Rücksicht auf das Lösegeld verschonte man sein Leben. Raymund wurde entkleidet und an allen Straßenecken heftig geschlagen. Seine Lippen durchbohrte man auf dem Marktplatze mit einem glühenden Eisen und befestigte daran ein Hängeschloss, dass ihm zur Essenszeit abgenommen wurde. Nach 8 Monaten kam das Lösegeld an. Der Heilige durfte zurückkehren. Papst Gregor IX. ernannte ihn zum Kardinal und berief ihn nach Rom. Er starb jedoch auf dem Wege zur Cordona bei Barcelona den 31. August 1240. Papst Alexander VII. bestätigte 1647 seine Verehrung.
Lehre. Der heilige Raymund war auf das Heil der unsterblichen Seelen bedacht. Denn der heilige Chrysostomus sagt: »Ein Mensch ist kostbarer als das ganze Weltall.« O Christ! nimm auch du dich der Seelen deiner Mitmenschen an; und kannst du nichts besonderes tun, so gib ein gutes Beispiel und bete für sie.
Kirchengebet. O Gott, der du deinem heiligen Bekenner Raymund bei der Befreiung deiner Gläubigen aus der Sklaverei der Ungläubigen wunderbare Hilfe geleistet hast: verleihe uns durch seine Fürbitte, dass wir, von den Fesseln der Sünden entledigt, bereitwillig im Werke vollbringen, was dir wohlgefällig ist. Amen.
Die Texte unserer „Heiligen-Legende“ stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.
35/2013