Rainerius (= rein) war der Sohn vornehmer Eltern in Pisa in Italien, 1119 geboren. Wiewohl gut erzogen, wurde er leichtsinnig und führte als Musikant ein freies Leben, indem er bei Tänzen und verschiedenen Unterhaltungen aufspielte. Eine Base wies ihn an einen frommen Ordensmann. Das erste Mal beichtete er nicht aufrichtig; aber vom Gewissen belästigt, legte er nun eine aufrichtige und reumütige Generalbeichte ab unter vielen Tränen und wurde ein wahrer Büßer. Sein Kaufmannsberuf führte ihn nach Jerusalem; dort besuchte er die heiligen Stätten und lebte sehr abgetötet. Einst erblickte er eine sehr schöne, mit Edelsteinen und Perlen geschmückte Tasche, die aber nur mit Pech und Schwefel gefüllt war; sie geriet in Brand, und das stinkende Feuer wollte sich nicht löschen lassen. Auf einmal sah er in seinen Händen ein Gefäß mit Wasser (Bild), er schüttete nur wenige Tropfen auf das Feuer, welches sogleich erlosch. Rainerius betete um Erklärung dieses Gesichtes; und da vernahm er die Worte: »Das Gefäß bedeutet deinen Leib; Feuer, Pech und Schwefel die Begierlichkeit, die nur durch Wasser und Bußtränen gelöscht werden kann«. Von dieser Stunde an genoss er keinen Wein mehr und fastet noch strenger. Er durchstach auch seine Zunge mit einem Dorne und aß nur ungewürzte Speisen. Nach seiner Rückkehr lebte der Heilige zu Pisa in einem Kloster, bis er starb den 17. Juni 1170. Im Leben und nach dem Tode leuchtete er durch Wunder.
Lehre. Empfange, o Christ! stets andächtig und würdig das heilige Sakrament der Buße und beherzige den Ausspruch des heiligen Augustin: »Die Beichte verschließt der Hölle den Mund, öffnet die Pforten des Paradieses, verschafft dem Gerechten das Leben und dem Sünder die ewige Herrlichkeit«.
Gebet. O barmherziger Gott! der du aus Liebe zu den armen, sündigen Menschen das heilige Sakrament der Buße eingesetzt hast: verleihe durch die Fürbitte deines heiligen Dieners Rainerius allen Christen den Beistand deiner Gnade, dass sie stets andächtig und reumütig beichten, deine Verzeihung und durch wahre Buße die ewige Seligkeit erlangen. Amen.
Die Texte unserer »Heiligen-Legende« stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.
24/2017