Heiliger Philippus Benitius, Servite
Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen-Legende für Schule und Haus«, erschienen im Jahre 1890

Philippus stammte von dem vornehmen Geschlechte der Benizi zu Florenz in Italien (daher sein Beiname) 1233 geboren. Er studierte auf den Universitäten zu Padua und Paris Philosophie und Medizin und erlangte den Doktorgrad. Während der heiligen Messe wurde er plötzlich gemahnt, sich dem Ordensstande zu widmen. In der folgenden Nacht erschien ihm die Mutter Gottes und reichte ihm das Ordenskleid der Serviten (Diener Mariens) dar. Nun erbat sich Philipp die Aufnahme in den Orden vom heiligen Bonsilius zunächst als Laienbruder. Doch man erkannte seine Geistesgaben. Er wurde zum Priester geweiht, dann ward er Novizenmeister und 1267 Generalvikar seines Ordens. Zahllos waren seine Mühen und Arbeiten nicht nur zum Wohle seines Ordens, als dessen zweiter Stifter und eifrigster Beförderer er gelten kann, sondern auch zum Besten der heiligen Kirche. Denn er durchwanderte fast ganz Europa und einen Teil von Asien, wobei er predigte, Frieden stiftete, Bürgerkriege beendete und für die Ehre Gottes sich ganz opferte. Daher wollte man ihn zum Papste wählen. Dieser höchsten Würde entzog sich aber der Heilige durch die Flucht. Im letzten Lebensjahre stiftete er noch den dritten Orden. Auf einer Visitationsreise starb der Heilige, das Kruzifix in der Hand, am 22. August 1285 zu Todi. Gott verherrlichte ihn im Leben und nach dem Tode durch Wunder. Papst Clemens X. sprach ihn 1671 heilig. Sein Verehrungstag ist der 23. August.
Lehre. Am Todestage rief der heilige Philipp, als er plötzlich aus einer Verzückung zu sich kam: »Gebt mir mein Buch!« Man reichte ihm alle im Zimmer befindlichen Bücher, aber keines war das rechte. Einer der Anwesenden gab ihm nun das Kruzifix. Dieses ergriff der Heilige und sprach: »Ja, das ist mein Buch, in welchem ich die zahllosen Wohltaten meines Erlösers lese, der, nachdem er alles Blut für mich vergossen hat, seine körperliche Hülle an diesem glückseligen Kreuzesbaume uns hinterließ.«
Kirchengebet. O Gott, der du durch deinen hl. Bekenner Philippus uns ein herrliches Beispiel der Demut gegeben hast: verleihe uns, deinen Dienern, dass wir ihn nachahmen, das Glück dieser Welt geringschätzen und immer nach dem Himmlischen streben. Amen.
Die Texte unserer »Heiligen-Legende« stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.
34/2014