Heiliger Paulinus, Bischof
Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen-Legende für Schule und Haus«, erschienen im Jahre 1890

Paulinus (= klein, bescheiden) stammte von einem reichen und vornehmen Geschlechte zu Bordeaux in Frankreich, geboren 354. Sein Vater war Präfekt. Paulus erhielt eine seiner vortrefflichen Geistesanlagen, seiner hohen Geburt und dem Reichtume seiner Eltern entsprechende Erziehung und Bildung, die er zu Rom vollendete. Als Dichter und Redner wurde er berühmt. Bald erhielt er Staatsämter und verwaltete sie gewissenhaft. Seine Gemahlin Tarasia brachte ihm viele Güter in die Ehe mit. Im Jahre 393 wurde Paulinus zum Priester geweiht. Nun übte er zahllose gute Werke. Er zog sich nach Nola in Unteritalien zurück, indem er ein großer Verehrer des heiligen Felix war, an dessen Grab er fortan beten, leben und sterben wollte. Im Jahre 409 wurde der Heilige Bischof dieser Stadt. Dem heiligen Felix erbaute er eine neue Kirche und lebte mit Gleichgesinnten zurückgezogen wie in einem Kloster. Als Bischof ermahnte er seine Gläubigen zur Anbetung und Liebe Jesu, zum kindlichen Vertrauen auf die göttliche Vorsehung und erfüllte genau seine Pflichten. Eine Zeit lang kam der Heilige 410 in die Gefangenschaft der Goten, die bei ihm viel Geld zu finden hofften. Für Beleidigungen war der Heilige unempfindlich, und auf seinem Antlitz lag eine nie getrübte Heiterkeit. Ein heftiges Seitenweh brachte ihn dem Tode nahe. Der Heilige starb am 22. Juni 432. Seine heiligen Reliquien sind jetzt in Rom.
Lehre. Der heilige Paulinus gab Töchtern armer Eltern hinreichende Aussteuer, kaufte viele Gefangene los und erlegte für arme Schuldner Kapital und Zinsen den Gläubigern. Deshalb von seinen Verwandten bitter getadelt, verachtet und verlassen, rief er aus: »O selige Schmach, mit Christus zu missfallen! Schmach, für Christus erduldet, ist Wonnen«. Man soll würdige und arme Verwandte inbezug auf Unterstützung oder Erbschaft nicht außer acht lassen; man vergesse aber nicht, durch gute Werke sich rechtzeitig viele Freunde zu verschaffen, welche die Seele in den Himmel geleiten.
Gebet. Allgütiger Gott! verleihe uns, dass wir nach dem Beispiele deines heiligen Bischofs Paulinus das Zeitliche nach deinem heiligen Willen gebrauchen, gute Werke verrichten und die Krone des ewigen Lebens zu erlangen verdienen. Amen.
Die Texte unserer „Heiligen-Legende“ stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.
25/2013