Jahrgang 2017 Nummer 46

Heiliger Odo, Abt

Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen-Legende für Schule und Haus«, erschienen im Jahre 1890

Odo (= reich, vortrefflich) wurde von den Eltern durch inniges Gebet von Gott erfleht und 879 zu Tours in Frankreich geboren. Der Vater, ein Ritter und ausgezeichneter Rechtsgelehrter, ließ seinem Sohne eine gute Geistesbildung angedeihen. Die Mutter Gottes rief er eifrig um ihre Fürbitte an, damit sein Leben Gott recht wohlgefällig werden möchte. Er hatte drei Jahre lang heftige Kopfschmerzen zu erdulden. Odo wurde Kleriker an der St. Martinskirche und dann Kanonikus. Alles gab er den Armen, unbekümmert, wovon er den nächsten Tag leben sollte. Er führte ein strenges, abgetötetes Leben. Er verfasste auch schöne geistliche Schriften. Dann trat er in das Benediktinerkloster Beaume ein, welchem der selige Abt Berno vorstand. Es wurde das Kloster Clugny errichtet, welches dem seligen Berno übergeben wurde. Odo ging ebenfalls dorthin. Als Abt Berno starb, wurde Odo gegen seinen Willen zu dessen Nachfolger erwählt. Unter ihm erhielt das Kloster sehr großen Aufschwung. Zuerst baute der heilige Abt das Kloster vollständig aus; dann erbaute er die große Abteikirche zu Ehren der heiligen Apostelfürsten Petrus und Paulus. Immer größer wurde die Zahl der Mönche, denen sich sogar viele aus höheren Ständen anschlossen. Odo war äußerst freigebig gegen die Armen, welche er Himmelspförtner zu nennen pflegte. Er gründete auch viele andere Klöster und verbreitete die berühmte Kongregation von Clugny, welcher er eigene Statuten gab. Odo pilgerte auch dreimal nach Rom. Seinem Wunsche gemäß starb der Heilige zu Tours am 18. November 940. Gott verherrlichte ihn durch Wunder.

Lehre. Der heilige Abt Odo vermied alle überflüssige Sorge um das Zeitliche und vertraute auf die göttliche Vorsehung. Der heilige Thomas von Aquin mahnt die Christen; »Jesus Christus verbietet wohl nicht jede Sorge um das Zeitliche deinem Stande gemäß, sondern er verbietet nur die zu ängstliche Sorge, welche man für diese Dinge hat«.

Kirchengebet. O gütiger und barmherziger Gott! der du deinem heiligen Diener und Abte Odo stets mit deiner Gnade und Hilfe beigestanden bist, um sein Vertrauen auf deine Vorsehung zu belohnen: gewähre uns durch dessen Verdienste und Fürbitte, dass wir innig auf dich vertrauen und immer deiner Gnaden und Wohltaten teilhaftig werden. Amen.

 

Die Texte unserer »Heiligen-Legende« stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.

 

46/2017