Heiliger Melchiades, Papst und Martyrer
Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen-Legende für Schule und Haus«, erschienen im Jahre 1890

Melchiades (= königlich) stammte aus Afrika, hatte für den heiligen Glauben Martern zu erdulden und wird deshalb als Martyrer verehrt. Noch als Priester trat er mutig dem Tyrannen Maxentius entgegen und bewog ihn zur Herausgabe mehrerer Kirchengüter, welche während der Christenverfolgung der Kirche geraubt worden waren. Melchiades wurde 311 zum Papste erwählt. Als Kaiser Constantin der Große der Kirche den Frieden gegeben hatte, machte der heilige Papst von dieser so erfreulichen Freiheit den ausgedehntesten Gebrauch. Er wachte sorgsam über das Wohl der Kirche und die Reinheit des Glaubens und kam den Irrgläubigen persönlich entgegen, um sie womöglich zur Einheit der Kirche zurückzuführen. Melchiades starb im Frieden den 10. Januar 314. Sein Verehrungstag ist der 10. Dezember. Heute wird auch gefeiert das Andenken an die Übertragung des heiligen Hauses von Nazareth, in welchem die seligste Jungfrau Maria gewohnt, und der göttliche Heiland die menschliche Natur angenommen hat. Zuerst wurde das heiligeHaus von heiligen Engeln nach Fiume an der Küste von Dalmatien am 12. Mai 1291 und dann nach Loreto in Italien am10. Dezember 1294 übertragen.
Lehre. Der heilige Papst Melchiades war möglichst milde gegen die Irregeführten und die Sünder. Wiewohl jedoch Jesus Christus für alle Sünden Genugtuung geleistet hat, so muss der sündige Mensch doch auch Buße tun. Es soll seine Sünden bereuen, beweinen, und würdige Früchte der Buße hervorbringen. Der heilige Hieronymus schreibt so schön: »O demütige Träne! Deine Macht, Dein Reich ist es, dass du den Richterstuhl des Richters nicht fürchtest; den Anklagen deiner Feinde legst du Stillschweigen auf. Niemand kann dir den Eintritt verbieten. Wenn du allein eintrittst, so wirst du nicht leer zurückkehren. Du marterst den Teufel viel mehr, als die Pein der Hölle; und was noch mehr ist, du besiegst den Unbesiegbaren, bindest den Allmächtigen und machst den Sohn der Jungfrau (Maria) dir geneigt«.
Kirchengebet. Durch die Teilnahme am heiligen Messopfer gestärkt, bitten wir dich, o Herr, unser Gott! dass wir durch die Fürbitte deines heiligen Martyrers und Oberhirten Melchiades, dessen Andenken wir feiern, der heilsamen Wirkungen dieser Feier teilhaftig werden. Amen.
Die Texte unserer »Heiligen-Legende« stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.
49/2022