Heiliger Medardus, Bischof
Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen-Legende für Schule und Haus«, erschienen im Jahre 1890

Medardus (= der Bekehrte) wurde um das Jahr 457 als Sohn eines Freien zu Salency in der Picardie in Frankreich geboren. Schon als Knabe war er wohltätig; er gab ein Kleid, das ihm seine Mutter gemacht, einem Blinden, der um Almosen bat, und entzog sich auch Speisen für die Armen. Im Jahre 530 wurde er zum Bischof von Vermand erwählt, verlegte aber seinen bischöflichen Sitz nach Royon, welches gegen die Einfälle der umliegenden heidnischen Volksstämme leichter verteidigt werden konnte. Auch das Bistum Tournay wurde ihm übertragen, ungeachtet aller seiner Gegenvorstellungen. Medardus führte einen wahrhaft himmlischen Wandel. Dennoch wurden schwere Verleumdungen gegen ihn ausgestreut, welche ihm viel Schmerz verursachten. Er hatte die Gaben der Wunder- und Weissagung und bekehrte viele Heiden zum christlichen Glauben. Die heilige Königin Radegund erhielt von ihm den Schleier. Ihm wird die Stiftung des sogenannten Rosenfestes zugeschrieben. Am 8. Juni nämlich wird alljährlich zu Salency dem tugendhaften Mädchen ein Kranz von Rosen auf das Haupt gesetzt und ein ansehnliches Geldgeschenk verabreicht. Der heilige Medardus gilt auch als »Heupatron«. Hiezu soll Veranlassung gewesen sein, dass ihn einmal noch als Knaben ein Adler mit ausgebreiteten Flügeln gegen den Regen beschützte. Er ist auch Patron der Fruchtbarkeit, besonders des Weinstockes. Der heilige Bischof starb am 8. Juni 545. Aus seinem Munde flog eine Taube gegen Himmel, welcher zwei Tauben entgegenkamen (siehe Bild!).
Lehre. Der heilige Medard war schon als Kind freigebig. Man gebe den Kindern Gelegenheit, dass sie kleine Almosen und Wohltaten spenden können, und halte sie zur Sparsamkeit an, damit sie Armen, zumal armen Kindern eine Freude machen können. Wird bei den Kindern ein Hang zur Habsucht oder zum Geize bemerkt, so mögen die Eltern sich bemühen, dieselben davon abzubringen.
Kirchengebet. O Gott, der du uns heute durch die Feier deines heiligen Bekenners und Bischofs Medardus Freude zuteil werden lassest: wir bitten dich, verleihe, dass wir stets durch dessen Verteidigung beschützt werden und durch seine Fürbitte Hilfe erlangen mögen. Amen.
Die Texte unserer „Heiligen-Legende“ stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.
23/2013