Heiliger Matthäus, Apostel und Evangelist
Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen-Legende für Schule und Haus«, erschienen im Jahre 1890

Matthäus (= von Gott geschenkt), auch Levi genannt, der Sohn der Alphäus, wurde zu Kana in Galiläa geboren. Als Jesus nach Kapharnaum kam, wo Matthäus Zolleinnehmer war, blickte er ihn an und sprach: »Folge mir nach!« Matthäus stand sogleich auf, folgte Jesu nach, wurde zum Apostel ernannt und entsagte seinem früheren Geschäfte vollständig. Nach dem Pfingstfeste predigte der Heilige zuerst in Judäa das Evangelium. Er schrieb in der damaligen syrischchaldäischen Sprache als der Erste sein Evangelium unter besonderem Beistande des heiligen Geistes. Weil sein Evangelium mit dem Stammregister Jesu Christi seiner menschlichen Natur nach beginnt, so hat der heilige Evangelist als besonderes Symbol einen geflügelten Menschen. Auch den Parthern predigte der heilige Apostel und reiste dann nach Äthyopien, welches sein besonderer Wirkungskreis wurde. Strenge war sein Leben; denn nie aß er Fleisch, nicht einmal Fische, sondern nur Kräuter, Wurzeln und Früchte, und betete auch sehr viel. Der heilige Matthäus erweckte den toten Kronprinzen zum Leben. Durch dieses Wunder wurden der König Ägyppus selbst, die Königin, der Kronprinz und die Prinzessin Iphigenia und ein großer Teil des Volkes dem Christentume gewonnen und ließen sich taufen. Der König starb. Dessen Bruder Hirtacus bestieg den Thron. Er wollte Iphigenia heiraten. Diese aber weigerte sich, weil sie mit vielen anderen Jungfrauen sich Gott verlobt hatte. Als der König vernahm, dass der heilige Apostel dies bewirkt hatte, so ließ er ihn am Altare mit einem Speere durchbohren den 21. September um das Jahr 69 nach Christi Geburt. Der König wurde hierauf vom Teufel besessen und tötete sich selbst. Die Reliquien des heiligen Matthäus kamen zuletzt nach Galerno in Unteritalien.
Lehre. Der heilige Gregor der Große lehrt: »Gott beruft die Menschen durch sich; er beruft sie durch die Engel; er beruft sie durch die Patriarchen; er beruft sie durch die Propheten; er beruft sie durch die Apostel; er beruft sie durch die Hirten; er beruft sie durch Wunder; er beruft sie durch Züchtigungen; er beruft sie zuweilen durch Segen, bisweilen auch durch Widerwärtigkeiten«.
Kirchengebet. Die Fürbitte des heiligen Apostels und Evangelisten Matthäus möge uns beistehen, o Herr! damit uns durch seine Vermittlung geschenkt werde, was wir selbst nicht zu erlangen vermögen. Amen.
Die Texte unserer „Heiligen-Legende“ stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.
38/2013