Jahrgang 2017 Nummer 45

Heiliger Martinus, Bischof

Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen-Legende für Schule und Haus«, erschienen im Jahre 1890

Martinus (= Zeuge) wurde 331 zu Sabaria (Stein am Anger) in Ungarn als Sohn eines heidnischen Kriegstribuns geboren. Mit 10 Jahren ließ er sich unter die Katechumenen aufnehmen. Mit 15 Jahren kam er zur Reiterei, wurde bald Offizier und mit seiner Abteilung nach Frankreich beordert. Er lebte sehr mäßig und gab, soviel er konnte, den Armen. Zu Amiens begegnete ihm ein fast ganz entblößter Bettler, dem er aus Mitleid die Hälfte seines Mantels schenkte. In der folgenden Nacht erschien ihm der göttliche Heiland damit bekleidet und rechnete ihm diese Liebestat zu einem großen Verdienste an. Im Jahre 355 empfing Martinus die heilige Taufe. Nach erhaltenem Abschiede begab er sich zum heiligen Bischof Hilarius nach Poitiers. Er wurde Exorcist und trat in ein Kloster. Im Jahre 371 wurde der Heilige durch eine List aus dem Kloster und mit Gewalt nach Tours gebracht, wo er ungeachtet seiner Weigerung zum Bischof geweiht wurde. Es wird von einigen behauptet, dass eine Gans durch ihr Geschnatter sein Versteck verraten hätte. Deshalb hat er auf Bildern als besonderes Kennzeichen eine Gans neben sich. Der heilige Bischof gründete ein Kloster und lebte selbst in klösterlicher Weise mit vielen Mönchen. Seine Wundergabe erprobte sich besonders an Kranken. Wenn ihn jemand beleidigte, so hatte er eine solche Person noch mehr lieb. Als sein Ende herannahte, drangen seine Schüler in ihn, er möge Gott noch um Verlängerung seines Lebens bitten. Das tat der heilige Bischof Martinus und betete: »Herr, wenn ich deinem Volke noch notwendig bin, so weise ich die Arbeit nicht zurück«. Doch seine Aufgabe war vollendet. Gott berief ihn zu sich am 8. November 400. Am 11. November ist auch der Verehrungstag des Heiligen.

Lehre. Übe, o Christ, wie der heilige Martinus Werke der Barmherzigkeit, wie du Gelegenheit hast. Die Werke der leiblichen Barmherzigkeit sind sieben:

1. Die Hungrigen speisen.

2. Die Durstigen tränken.

3. Die Nackten bekleiden.

4. Die Fremden beherbergen.

5. Die Gefangenen erlösen.

6. Die Kranken besuchen.

7. Die Toten begraben.

Kirchengebet. O Gott, der du siehst, dass wir durch unsere eigene Kraft nicht bestehen können: verleihe gnädig, dass wir durch die Fürbitte deines heiligen Bekenners und Bischofs Martinus gegen alle Widerwärtigkeiten beschützt werden. Amen.

 

Die Texte unserer »Heiligen-Legende« stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.

 

45/2017