Heiliger Josaphat, Erzbischof und Martyrer
Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen-Legende für Schule und Haus«, erschienen im Jahre 1890

Johannes stammte vom edlen Geschlechte der Rosa zu Wladimir in Volhynien (Russland), 1580 geboren. Zuerst Kaufmann, trat er 1604 in den Orden der Basilianer, erhielt den Namen Josaphat (= der Herr richtet), wurde nach 5 Jahren Priester und dann Archimandrit (Vorsteher) seines Klosters. Er wirkte so erfolgreich im Beichtstuhle und auf der Kanzel, dass er viele Schismatiker bekehrte. Die Fanatiker beschimpften ihn als Seeräuber. Im Jahre 1617 wurde Josaphat Erzbischof von Polozk und vereinigte nun noch mehr Schismatiker mit der heiligen Kirche, welche er durch Wort und Schrift verteidigte. Als der Heilige nach Witebsk reiste, drangen seine geschworenen Feinde in das Haus, wo er wohnte, und töteten einige Diener. Der heilige Erzbischof trat den Wüterichen entgegen, redete sie freundlich an und bat, die Seinigen zu verschonen. Wenn sie gegen ihn etwas hätten, so stehe er vor ihnen. Der eine schlug nun mit einem langen Prügel auf sein Haupt, ein anderer mit einer Doppelaxt – und weil der Heilige noch atmete, so schossen ihm andere zwei Kugeln durch den Kopf. Der heilige Martyrer bekreuzte sich und betete bis zum letzten Augenblicke und starb den 12. November 1623. Sein heiliger Leib wurde unter Beschimpfungen durch die Stadt geschleppt und in die Düna geworfen. Ein wunderbares Licht zeigte den herbeieilenden Katholiken denselben an; sie zogen ihn heraus und setzten ihn ehrerbietig zu Polozk bei. Josaphat wurde wegen der vielen Wunder vom Papste Urban VIII. 1643 selig und von Pius IX. 1867 heilig gesprochen.
Lehre. Der heilige Josaphat fiel als Opfer des Eifers für die Seelen und für den heiligen Glauben. »Die Welt«, sagt der heilige Bonaventura, »bekämpft die Auserwählten auf zweifache Weise: in Wort und Tat – durch die Lüge und das Schwert der Verfolgung«. Die heilige Schrift sagt: »Diejenigen, welche Gott dienen wollen, müssen Verfolgung leiden«.
Kirchengebet. Wir bitten dich, o Herr! erwecke in deiner Kirche jene Begeisterung, von welcher erfüllt dein heiliger Martyrer und Bischof Josaphat sein Leben für seine Schäflein hingab: damit durch dessen Fürbitte auch wir von diesem Geiste bewogen und gestärkt nicht verweigern, unser Leben für den Nächsten zu opfern. Amen.
Die Texte unserer »Heiligen-Legende« stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.
45/2022