Jahrgang 2014 Nummer 52

Heiliger Johannes, Apostel und Evangelist

Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen-Legende für Schule und Haus«, erschienen im Jahre 1890

Johannes (= Gott ist gnädig), Sohn des Zebedäus und der Salome, Bruder des heiligen Apostels Jacobus des Größeren, war Fischer zu Bethsaida. Er führte ein jungfräuliches Leben, wurde Schüler des heiligen Vorläufers Johann Baptist und von Christus zum Apostel erwählt. Johannes wurde der Lieblingsjünger Jesu und einer der drei vertrautesten Apostel des Herrn. Beim Abendmahle durfte er an der Brust Jesu ruhen. Auch hielt er standhaft unter dem Kreuze aus. Nach dem Pfingstfeste predigte Johannes das Evangelium in Judäa, dann in Kleinasien und schlug in Ephesus seinen bischöflichen Sitz auf. In der Nähe lebte unter seiner zartesten Obsorge die ihm von Christus anvertraute heilige Mutter Maria bis zu ihrem glorwürdigen Tode. Johannes schrieb das vierte Evangelium und führt den Adler als Sinnbild, weil er sein Evangelium in der erhabensten Weise, nämlich mit der Gottheit Jesu, Christi beginnt. Im Jahre 95 wurde der heilige Apostel unter Kaiser Domitian auf Befehl des Prokonsuls in Asien nach Rom geschickt und dort vor der lateinischen Pforte mit Ruten geschlagen und in einen Kessel voll siedenden Öls getaucht, wobei er jedoch unversehrt blieb. (Das Andenken hievon wird am 6. Mai gefeiert). Diese wunderbare Rettung schrieb man der Zauberei zu; darum verbannte ihn der Kaiser nach der Insel Pathmos. Dort schrieb Johannes die geheime Offenbarung, welche nebst seinem Evangelium und seinen drei Briefen im neuen Testamente steht. Unter dem edlen Kaiser Nerva durfte Johannes im Jahre 96 nach Ephesus zurückkehren. Der heilige Greis ließ sich, da er nicht mehr gehen konnte, in die Kirche tragen und rief gar oft: »Kindlein, liebet einander!« Irrlehrer reichten ihm vergifteten Wein; der Heilige machte das Kreuzzeichen darüber – und es zischte eine Schlange heraus. Es wird an seinem Feste vom Priester Wein gesegnet und den Gläubigen zum Trinken dargereicht mit den Worten: »Trinket die Liebe des heiligen Johannes«. Der heilige Johannes starb zu Ephesus im Alter von 100 Jahren. Sein Verehrungstag ist der 27. Dezember.

Lehre. Der heilige Lieblingsjünger Johannes schreibt: »Wenn jemand sagt: er liebe Gott und hasst seinen Bruder, der ist ein Lügner«.

Kirchengebet. Verherrliche gnädig, o Herr! deine Kirche: damit sie, durch die Lehren deines heiligen Apostels und Evangelisten Johannes erleuchtet, zu den ewigen Belohnungen gelangen möge. Amen.

 

Die Texte unserer »Heiligen-Legende« stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.

 

52/2014