Hugo (= klug), in Frankreich 1053 geboren, zeichnete sich durch solche Fortschritte in Wissenschaft und Tugend aus, dass er bald zu Valence Kanonikus und im Alter von 27 Jahren Bischof von Grenoble wurde. Von seinen Bedenken und beunruhigenden Zweifeln befreite ihn der heilige Papst Gregor VII. – Der Heilige predigte nun mit einem so erstaunlichen Erfolge, dass ein großer Umschwung zum Besseren herbeigeführt wurde. Er fiel solchen, die in unversöhnlicher Feindschaft lebten, zu Füßen und hörte nicht auf zu bitten – bis sie erklärten, ihre Feindschaft aufgeben zu wollen. Gegen sich war er ungemein strenge. Während seines ganzen Lebens kam nie die geringste Unwahrheit über die Lippen. Seine Augen bezähmte er also, dass er außer seiner Mutter keine einzige Frauensperson von Angesicht kannte. Der Heilige wird dargestellt, wie ihm ein größerer Stern, von sechs kleineren umgeben (im Traume) erschien. Dies bedeutet, dass der heilige Bruno mit sechs Gefährten zu ihm kam, denen er die einsame Chartreuse zur Erbauung eines Klosters anwies und hiedurch Mitstifter des berühmten Carthäuserordens wurde. Der fromme Bischof zog sich selbst zeitweise dorthin zurück und führte ein enthaltsames und beschauliches Leben; deshalb hat er als zweites Sinnbild einen Schwan. In der letzteren Zeit verlor der Heilige das Gedächtnis für alle äußeren Sachen und konnte nur mehr beten. Während seiner Krankheit hörte man nie ein ungeduldiges Wort von ihm; ja er vermied es sogar, von seinen Leiden zu reden. Gott rief seine Seele zu sich am 1. April 1132. Schon nach zwei Jahren wurde Hugo wegen erfolgter Wunder vom Papste Innocenz II. heilig gesprochen.
Lehre. Der heilige Hugo beherrschte Zunge und Ohren vollständig. Weit entfernt, Schwätzereien anzunehmen, pflegte er zu sagen: Jeder trage schwer genug an der eigenen Sündenlast; es sei unnötig, durch Anhörung fremder Sünden das Gewissen, oder durch Austragen derselben die Zunge zu beflecken.
Gebet. Verleihe uns, o Herr! durch die Fürbitte deines hl. Bischofes Hugo die Gnade, dass wir die Zunge sorgsam bezähmen und den Ehrabschneidern und Verleumdern die Ohren verschließen, damit wir um so sicherer die Verzeihung unserer eigenen Sünden von dir erlangen mögen. Amen.
Die Texte unserer »Heiligen-Legende« stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.
13/2017