Jahrgang 2017 Nummer 28

Heiliger Heinrich, Kaiser

Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen-Legende für Schule und Haus«, erschienen im Jahre 1890

Heinrich (= reicher, mutiger Held) II. wurde 972 zu Abbach in Bayern geboren und vom heiligen Bischofe Wolfgang von Regensburg vortrefflich erzogen. Im Jahre 955 wurde er als der Vierte seines Namens Herzog von Bayern und 1002 zu Aachen zum deutschen König erwählt. Der Heilige stellte überall Missbräuche und Unordnungen ab, handhabte Gerechtigkeit, unterstützte die Armen, beschenkte fromme Anstalten, Kirchen und Klöster. Er gründete das Erzbistum Bamberg. Er hatte auch viele Kriege zu führen, die meistens siegreich endeten. Im Jahre 1014 wurde Heinrich mit seiner heiligen Gemahlin Kunigund vom Papste Benedikt VIII. zu Rom feierlich zum Kaiser gesalbt und gekrönt. Das Versprechen, Schutzherr der Kirche zu sein, hielt der heilige Kaiser treu und kam dem Papste 1022 gegen die Griechen zu Hilfe und stellte die päpstliche Herrschaft wieder her. Alle übrige Zeit verwendete er auf das Gebet, verehrte innig die Mutter Gottes, den heiligen Schutzengel und die Heiligen, hörte andächtig die heilige Messe und empfing oft die heilige Kommunion. Er wählte auch die besten Männer zu Bischöfen aus. Der Heilige starb am 13. Juli 1024 zu Gronau bei Halberstadt und wurde im Dome zu Bamberg beigesetzt. Es erfolgten viele Wunder. Papst Eugen III. sprach ihn 1145 heilig. Sein Verehrungstag ist der 15. Juli.

Lehre. Als der heilige Heinrich 996 vor dem Grabe seines heiligen Lehrers Wolfgang zu Regensburg betete, rief ihm eine Stimme zu: »Lies die über dem Grabe geschriebenen Worte.« Er sah hin und las: Post sex (nach sechs). Er hielt dies für eine Mahnung an den Tod, auf den er nun wohlvorbereitet sechs Tage, dann sechs Monate und sechs Jahre wartete. Nach sechs Jahren aber wurde er zum Könige erwählt. Halten wir uns, o Christen! auf den Tod bereit, denn wir wissen den Tag und die Stunde desselben nicht.

Kirchengebet. O Gott, der du am heutigen Tage deinen heiligen Bekenner Heinrich von der höchsten Stufe der irdischen Herrschaft in das Himmelreich versetzt hast, wir bitten dich demütig: gleichwie du ihn mit überreicher Gnade unterstützt hast und ihm beigestanden bist, die Reize der Welt zu besiegen: so verleihe auch uns, dass wir durch dessen Nachahmung die eitlen Freuden dieser Welt überwinden und mit reinem Herzen zu dir gelangen. Amen.

 

Die Texte unserer »Heiligen-Legende« stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.

 

28/2017