Gerold wurde 1201 zu Köln geboren. Seine Eltern waren adelig, aber verarmt; sie erzogen ihren Sohn christlich. Als Gerold sich für einen Stand entscheiden sollte, erwählte er das Leben eines Eremiten. Aus Andacht und Bußeifer pilgerte er im Gewande eines Einsiedlers nach Rom und zum heiligen Jakobus in Compostella in Spanien. Auf der dritten Wallfahrt nach Jerusalem gelangte der Heilige bis zum Dorfe Mencia am Flusse Po bei Cremona in Italien. Dort waren Wegelagerer, welche den Reisenden auflauerten. Als sie jenen kommen sahen, begannen zwei von ihnen einen Scheinkampf auf Leben und Tod. Der Heilige ging zu ihnen hin und suchte sie vom Streite abzubringen, was ihm leicht gelang. Dafür hieben sie mit ihren Schwertern auf ihn ein. Gerold sah sich überlistet und bot dem lieben Gott sein Leben dar, um des so heiß ersehnten Martyriums teilhaftig zu werden. Die Räuber töteten ihn (1241), ließen seinen Leichnam, da sie kein Geld bei ihm fanden, liegen und liefen davon. Durch ein besonderes glänzendes Licht wurden die Leute aufmerksam; Fischer fanden den Leichnam des Heiligen, dem auch ein himmlischer Wohlgeruch entströmte. Daher eilten sie in die Stadt Cremona und berichteten, was sie gesehen hatten. Es wurde beschlossen, den Leichnam als den eines Heiligen zu bestatten. Auch fand man bei ihm ein Zeugnis, worin sein Name und Geburtsort geschrieben standen. Sein Grab wurde durch Wunder verherrlicht, weshalb dem heiligen Gerold öffentliche Verehrung erwiesen ward. Sein Ehrentag ist der 7. Oktober.
Lehre. Der heilige Gerold zog sich von der Welt zurück und führte ein verborgenes Leben in Gott. »Siehe«, spricht St. Augustin, »die Welt vergeht, verwirrt und beunruhigt uns – und sie wird geliebt; sie täuscht – und man hält sie für treu; sie mordet – und man sehnt sich nach ihr, als wenn sie das Leben gäbe; sie heuchelt – und man umarmt sie!«
Kirchengebet. Verleihe uns, o Herr! durch die Fürbitte deines heiligen Dieners Gerold die Gnade eines beharrlichen Gebetes und erleuchte uns, dass wir uns von der Welt nicht täuschen lassen, sondern diese irdischen Dinge nur zu unserem Heile gebrauchen. Amen.
Die Texte unserer »Heiligen-Legende« stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.
40/2017