Heiliger Franziscus von Assisi, Ordensstifter
Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen-Legende für Schule und Haus«, erschienen im Jahre 1890

Franziscus wurde am 26. September 1182 zu Assisi in Italien geboren. Der Vater Peter Bernadone war ein vornehmer und reicher Kaufmann: die Mutter war die selige Pica. Der Taufname Johannes wurde vom Vater in den Namen Franziscus aus Vorliebe für Frankreich abgeändert. Franziscus verzichtete vor dem Bischofe von Assisi auf das ganze väterliche Erbe, bekleidete sich mit einem rauhwollenen Habit, umgürtete sich mit einem Stricke und lebte von Almosen. Auf besondere Erleuchtung Gottes schrieb er die Regel für einen neuen Orden, dessen Mitglieder den Namen »Mindere Brüder« führen sollten. Am 16. April 1209 erhielt der Heilige die Bestätigung seines Ordens vom Papste Innocenz III., der ihn selbst zum Diakon weihte. Durch Wort und Beispiel predigte er vor allem Buße. Der neue Orden breitete sich rasch aus. Mit der heiligen Clara gründete Franziscus den zweiten Orden (Clarissinnen). Auch stiftete er einen dritten Orden für Weltleute. Durch die Fürbitte Mariens erlangte der Heilige von Christus den großen Portiuncula- Ablass. Am 17. September 1224 erhielt er von Christus, der ihm als der Gekreuzigte mit sechs Seraphasflügeln erschien, auf dem Berge Alverna die heiligen fünf Wundmale in der Art eingeprägt, dass sogar an den Händen und Füßen die Nägel, von Fleisch gebildet, zu sehen waren. In allen Tugenden zeichnete sich Franziscus aus, besonders in Armut, Abtötungen und Liebe zum Leiden Jesu. Er verfasste herrliche Gesänge, errichtete die erste Krippe und verstand die Sprache der Natur. Die Tiere näherten sich ihm zutraulich. Am 4. Oktober 1226 verschied der Heilige. Sein heiliger Leib wurde nach seinem Wunsche auf dem sogenannten Höllenhügel beigesetzt, von nun an Paradieshügel genannt. Am 19. Juli 1228 wurde Franziscus vom Papste Gregor IX. heilig gesprochen. Wegen seiner seraphischen Liebe zu Jesus erhielt er den Beinamen »Seraphicus«. Gott verherrlichte ihn im Leben und nach seinem Tode durch viele Wunder.
Lehren des heiligen Franziscus. »Es ist sehr schwer, den körperlichen Bedürfnissen zu genügen, ohne seinen sinnlichen Neigungen zu schmeicheln. – Glücklich derjenige, der seinen Nächsten ebenso große Geduld erweist, wie er selbst unter gleichen Verhältnissen beanspruchen würde.«
Kirchengebet. O Gott, der du deine Kirche durch die Verdienste des hl. Franziscus mit einem neuen Orden bereichert hast: verleihe uns, dass wir durch seine Nachahmung das Irdische geringschätzen und uns stets durch Anteilnahme an den himmlischen Gaben erfreuen. Amen.
Die Texte unserer »Heiligen-Legende« stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.
40/2014