Jahrgang 2014 Nummer 7

Heiliger Faustinus und Heiliger Jovita, Martyrer

Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen-Legende für Schule und Haus«, erschienen im Jahre 1890

Faustinus (= glücklich) und Jovita (= göttlich, himmlisch), zwei leibliche Brüder, ein Herz und eine Seele, stammten aus einer angesehenen Familie zu Brescia in Italien. Sie unterrichteten Unwissende im Glauben, besuchten Gefangene und unterstützten Arme. Der Bischof Apollonius berief sie zu sich an seinen geheimen Aufenthaltsort und weihte Faustinus zum Priester und Jovita zum Diakon. Nun predigten sie eifrigst und bekehrten viele Heiden. Deshalb wurden sie vom Statthalter eingekerkert. Als Kaiser Hadrian nach Brescia kam, ließ er sich die Brüder vorführen, welche mutig den Glauben bekannten. Da wurde das Götzenbild der Sonne verfinstert; der Kaiser befahl, es zu reinigen – es fiel aber in Stücke. Jetzt wurden Löwen und dann Leoparden gegen die »Zauberer« losgelassen, taten ihnen aber nichts zuleide. Dieses Wunder erfüllte alle mit Schrecken. Viele bekehrten sich. Der Kaiser selbst eilte davon, ließ aber den Befehl zurück, die Brüder ins Feuer zu werfen – sie blieben jedoch unversehrt. Sodann im Gefängnisse ohne Nahrung belassen, lobpriesen sie Gott. Nach einigen Tagen wurden die Martyrer auf kaiserlichen Befehl in Eisen geschmiedet und mit schweren Ketten beladen und so herumgeführt. In Mailand wurden die Heiligen gefoltert und zerfleischt; es ward ihnen geschmolzenes Blei in den Mund gegossen, und mit glühenden Eisen ihnen Pein verursacht. Sie blieben immer standhaft. Unter schweren Misshandlungen nach Rom und Neapel geschleppt und neuerdings gemartert, wurden endlich die heiligen Brüder enthauptet am 15. Februar 120.

Lehre. Gar oft wurden die ersten Christen der Zauberei beschuldigt, wenn sie in der Kraft Gottes Wunder wirkten. Aber welch' berechtigter Vorwurf trifft jene, die immer wieder Aberglauben treiben, wahrsagen, Karten schlagen – oder sich wahrsagen lassen von Zigeunern. Möchte doch dieser so sündhafte Aberglaube gänzlich verschwinden!

Gebet der Kirche. O Gott, der du uns durch die jährliche Feier des Andenkens deiner heiligen Martyrer Faustinus und Jovita erfreust: verleihe gnädig, dass wir durch die Beispiele jener entzündet werden, über deren Verdienste wir frohlocken. Amen.

 

Die Texte unserer „Heiligen-Legende“ stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.

 

7/2014