Heiliger Eustasius, Abt
Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen-Legende für Schule und Haus«, erschienen im Jahre 1890

Eustasius (= feststehend) stammte von einer adeligen Familie in Burgund und wurde fromm erzogen. Der Ruf des aus England gekommenen heiligen Abtes Columban bewog ihn mit mehreren in das Kloster Lü˛rüeil einzutreten. Unter dessen Leitung gelangte Eustasius zu einer hohen Stufe von Tugend. Ihm war die besondere Gabe eigen, die Fehlenden zur Einsicht und Besserung zu bewegen. Im Jahre 611 wurde er nach dem Tode des heiligen Columban Abt des Klosters. Die heilige Salaberga erhielt durch ihn wunderbar das Augenlicht und wurde dann Abtissin eines von ihm gegründeten Frauenklosters. Er stiftete auch noch andere Klöster und wurde der liebevolle Vater und weise Führer von 600 Mönchen. In dieser Zeit beschlossen die Bischöfe von Burgund und Austrasien, Missionäre auszusenden zur Bekehrung der Alemannen und Bajuarier (Bayern). Der heilige Eustasius und sein heiliger Mitbruder Agilus wurden dazu ausersehen. Viele Heiden wurden getauft, und eine große Zahl von Irrgläubigen (Arianer) ließ sich zum wahren Glauben zurückführen. Eustasius hatte auch die Gabe der Wunder von Gott erhalten. Nach vielen Jahren segensreicher Missionstätigkeit kehrte der Heilige in sein Kloster zurück, leuchtete allen durch seinen Wandel vor und starb an dem ihm von Gott geoffenbarten Tage, den 29. März 625. Sein heiliger Leib ruht im Kloster Bergaville in Lothringen.
Lehre. Der heilige Abt Eustasius mahnte zum wirksamen Gebete: »Die Hauptaufgabe der Menschen bleibt immer, dass sie ein reines Gebet Gott darbringen und durchaus nichts Gott Missfälliges im Gewissen behalten. Dazu fordert ja auch das Evangelium auf mit den Worten: »Wenn ihr beim Gebete seid, so verzeiht eueren Brüdern aus ganzem Herzen, wenn ihr etwas gegen sie habt; denn wenn ihr eueren Brüdern nicht verzeihet, wird euch euer Vater im Himmel auch nicht verzeihen.
Gebet. O allmächtiger, barmherziger Gott! Entzünde unsere Herzen mit deiner göttlichen Liebe, flöße uns den Geist der Versöhnung ein und gib uns stets deinen Segen, damit wir das Glück erlangen, dich von Angesicht zu Angesicht schauen und ewig genießen zu dürfen. Amen.
Die Texte unserer „Heiligen-Legende“ stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.
13/2014