Jahrgang 2014 Nummer 38

Heiliger Eustachius, Martyrer und Nothelfer

Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen-Legende für Schule und Haus«, erschienen im Jahre 1890

Placidus war ein großer Wohltäter der Armen. Er wurde bald zum Feldherrn ernannt und errang die herrlichsten Siege. Einst verfolgte er auf der Jagd einen Hirsch; derselbe blieb auf einem Hügel stehen; da gewahrte Placidus zwischen dessen Geweih ein wunderbar glänzendes Kreuz mit dem Bilde des Heilandes, der zu ihm sprach: »Placidus, warum jagst du auf mich? Glaube an mich, der ich Christus bin und lange nach dir gejagt habe. Gehe zum Bischof der Christen und lass dich taufen; denn weil du Almosen spendest und Barmherzigkeit übest, will ich dir auch barmherzig sein!« Voll Staunen fiel Placidus auf die Knie, eröffnete sein Herz der Gnade Gottes und ließ sich dann mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen taufen. Sie erhielten die Namen: Eustachius (= fruchtreich), Theopista, Agapitus und Theopistus. Eustach verlor sein Vermögen und ging in die Fremde. Auf der Reise wurde ihm seine Frau entrissen. Als er mit einem Sohne auf dem Rücken einen Fluss durchwatete, wurde der andere Sohn von einem Löwen geraubt; als er diesen holen wollte, schleppte ein Wolf den ersten Sohn fort. Ganz verlassen trat der Heilige bei einem Landmann in Dienst und blieb dort 15 Jahre. Indessen wurde der tapfere Feldherr überall gesucht. Soldaten erkannten ihn an einer Narbe zu Badyssus. Eustach fand auch seine Gemahlin wieder sowie seine zwei Söhne, die wackere Hauptleute geworden waren. Eustach erfocht neue Siege. Kaiser Hadrian empfing den siegreichen Feldherrn zu Rom mit allen Ehren und wollte im Tempel des Apollo ein Dankopfer darbringen. Vor dem Tempel blieb der heilige Eustachius stehen und bekannte sich als Christen. Der undankbare Kaiser ließ dafür ihn und die Seinigen einem Löwen vorwerfen; weil aber dieser ihnen schmeichelnd die Hände leckte, wurden sie in einen glühenden Stier aus Erz eingeschlossen, worin sie ihren Geist aufgaben den 20. September 118. Ihre heiligen Leiber blieben vom Feuer unverletzt. Eustachius gehört zu den 14 heiligen Nothelfern und wird in verschiedenen Drangsalen und um einen guten Tod angerufen.

Kirchengebet. O Gott, der du uns den Ehrentag deiner heiligen Martyrer Eustachius und Gefährten feiern lassest: verleihe uns, dass wir in der ewigen Seligkeit uns an ihrer Gesellschaft erfreuen dürfen. Amen.

 

Die Texte unserer »Heiligen-Legende« stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.

 

38/2014