Heiliger Conrad, Bischof
Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen-Legende für Schule und Haus«, erschienen im Jahre 1890

Conradus (Ratgeber) war der Sohn des Grafen Heinrich von Altdorf und dessen Gemahlin Beata, Gräfin von Hohenwart in Bayern. Er wurde in der berühmten Schule zu Konstanz gebildet und zeichnete sich in Wissenschaft und Tugend aus. Conrad wurde daselbst Priester und dann Domprobst. Im Jahre 933 wurde er durch das Bemühen des heiligen Bischofs Ulrich von Augsburg, seines innigsten Freundes, zum Bischof von Konstanz erwählt. Der Heilige vertauschte seine Erbgüter gegen Ländereien bei Konstanz, welche er teils seiner Domkirche, teils den Armen schenkte. In Konstanz erbaute der Heilige drei Kirchen und ließ in der St. Morizkirche die genaue Nachbildung des heiligen Grabes zu Jerusalem aufstellen, wohin er dreimal gepilgert war. Der heilige Bischof sollte eine vom Propste Eberhard zu Einsiedeln erbaute Kapelle einweihen. Als er während der Nacht in derselben betete, sah er im Geiste Christus mit heiligen Engeln und Heiligen vom Himmel herabschweben und die Einweihung vornehmen. Seinen Zweifel, was er tun sollte, löste die ihm erteilte Offenbarung, die Kapelle sei schon geweiht. Einmal fiel während der heiligen Messe nach der heiligen Wandlung eine giftige Spinne in den Kelch. Der Heilige genoss dennoch das heilige Blut mit der Spinne. Als er bei Tische saß, kam die Spinne aus dem Munde heraus, ohne ihm geschadet zu haben. Der heilige Bischof starb den Tod desGerechten im Jahre 976. Sein heiliger Leib wurde in der St. Morizkirche beigesetzt. Die Heiligsprechung erfolgte durch Papst Callixtus II. im Jahre 1120. Sein Verehrungstag ist der 26. November.
Lehre. »Die wahre Freundschaft«, lehrt der heilige Augustin, »pflegt nur unter guten Seelen zu entstehen, unter besseren sich zu vervollkommnen und unter den besten vollendet zu werden. Es gibt keine mehr sichere und heilsamere Arznei für unsere Wunden, als jemand zu haben, der uns bei jedem Unglücke beisteht und bei jedem Glücke uns Gutes wünschend sich naht. Wahre, uneigennützige Freunde sind sehr selten. Trau, schau, wem?
Kirchengebet. Wir bitten dich, o Herr! es möge das Verlangen des dir untertänigen Volkes deine Güte bewegen, und das gläubige Gebet deine Barmherzigkeit erlangen: damit, weil es auf die eigenen Verdienste sich nicht stützen darf, dasselbe durch die Fürbitte deines heiligen Bekenners und Bischofs Conrad deine überreiche Verzeihung erhalte. Amen.
Die Texte unserer »Heiligen-Legende« stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.
47/2022