Jahrgang 2017 Nummer 9

Heiliger Casimir, königlicher Prinz

Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen-Legende für Schule und Haus«, erschienen im Jahre 1890

Casimir (= friedliebend), als königlicher Prinz von Polen 1458 zu Krakau geboren, betete eifrig, verehrte innigst die Mutter Gottes und nannte sie nie anders als seine Mutter. Erst 13 Jahre alt, wollten ihn die Ungarn zu ihrem Könige haben. Als jedoch der fromme Prinz sich überzeugte, dass er jene Königskrone ohne Krieg nicht erlangen könnte, verzichtete er standhaft auf dieselbe. Er war gegen Arme und Verlassene, gegen Kranke, Witwen und Waisen so gütig, herablassend, liebreich und wohltätig, dass er ihr Vater genannt wurde. Den Leib behandelte der vornehme Jüngling wie ein Lasttier und bewahrte unverletzt die jungfräuliche Reinigkeit, zu welcher er sich schon frühzeitig durch Gelübde verpflichtet hatte. Der Heilige starb an der Auszehrung zu Wilna den 4. März 1484, etwas über 25 Jahre alt. Auf seine Fürbitte hin geschahen viele Wunder, weshalb ihn Papst Leo X. 1522 in das Verzeichnis der Heiligen setzte. Nach 120 Jahren wurde sein heiliger Leib noch ganz unverwesen gefunden. Die Polen erwählten den heiligen Casimir zu ihrem Landespatron und wurden öfters seines wunderbaren Schutzes teilhaftig. Der Heilige ist auch ein Vorbild der Reinigkeit für die Jugend.

Lehre. Friedliebend hieß und war der heilige Casimir. O Christen! haltet Frieden mit Gott, mit euch selbst und mit dem Nächsten. Der Friede ist das höchste irdische Gut, weil durch ihn alle anderen Güter erhalten werden und gedeihen. Entsetzlich ist der Krieg. Welche Verantwortung, wenn ungerechte Beweggründe einen Krieg veranlassen. Möchten doch alle, zumal jene, die durch ihre hohe Stellung Einfluss haben, für die Erhaltung des Friedens ihre ganze Kraft einsetzen.

Gebet der Kirche. O Gott, der du in Mitte der königlichen Vergnügungen und der weltlichen Lustbarkeiten den heiligen Casimir durch die Tugend der Standhaftigkeit bekräftiget hast: wir bitten dich, dass durch dessen Fürbitte deine Gläubigen das Irdische gering schätzen und stets nach dem Himmlischen sich sehnen. Amen.


Die Texte unserer »Heiligen-Legende« stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.

 

9/2017