Heiliger Canut der Große, König und Martyrer
Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen-Legende für Schule und Haus«, erschienen im Jahre 1890

Canut bestieg 1080 den Königsthron von Dänemark und suchte sein Volk zum Christentume zu bekehren. Er züchtigte seinen Leib durch Fasten, Bußgürtel und Geißel. Seine Freude hatte der fromme König am Gebete und an der Betrachtung. Unbegrenzt war seine Liebe zu den Armen und seine Großmut gegen alle Menschen. Nie verließ er den Weg der Gerechtigkeit und der göttlichen Gebote. Der Heilige legte die Krone und Zepter zu den Füßen des Bekreuzigten und opferte ihm sein Reich auf. Als sich die von den Normannen bedrängten Bewohner Englands an ihn um Hilfe wendeten, rüstete er eine Flotte aus und übergab den Oberbefehl an seinen Bruder Claus. Dieser aber, von Herrschsucht geblendet, vereitelte den Plan des Königs. Allmählich entstand ein Aufruhr. Dem Heiligen wurde von Gott geoffenbart, dass sein Martyrertod nahe sei. Daher begab er sich in die Kirche des heiligen Alban zu Odensee in Schleswig, empfing die heiligen Sakramente und bereitete sich zum Opfer seines Lebens vor. Die Kirche wurde von den Empörern belagert; durch die Fenster flogen Steine und Wurfspieße. Zuletzt traf eine Lanze den am Hochaltare betenden Heiligen tödlich den 10. Juli 1086. Wegen der vielen Wunder wurden später die Gebeine des königlichen Martyrers erhoben und ehrenvoll beigesetzt. Sein Verehrungstag ist der 19. Januar.
Lehre. Alle Vorgesetzten müssen ihren Untergebenen ein gutes Beispiel sein, ohne welches die schönsten Ermahnungen wenig fruchten. Beten wir besonders für die Landesfürsten, dass sie ihre Pflichten gewissenhaft erfüllen, ihre Untertanen gerecht und weise regieren und die heilige Religion hochhalten.
Gebet der heiligen Kirche. O Gott, der du zur Verherrlichung deiner Kirche den seligen König Canut mit der Martyrerpalme und mit glorreichen Wundern zu schmücken dich gewürdigt hast! verleihe gnädig, dass, gleichwie dieser dem Herrn Jesus Christus im Leiden nachgefolgt ist, so auch wir in seine Fußstapfen treten und zu den ewigen Freuden zu gelangen verdienen. Amen.
Die Texte unserer „Heiligen-Legende“ stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.
3/2013