Heiliger Bernward, Bischof
Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen-Legende für Schule und Haus«, erschienen im Jahre 1890

Bernward (= Bernard = Beschützer) stammte von einer berühmten Grafenfamilie in Sachsen und wurde vom Bischofe Osdag in Hildesheim erzogen. In den Wissenschaften und in der Frömmigkeit machte er gleiche Fortschritte und wurde unter die Kleriker aufgenommen. Unter Leitung des heiligen Bischofs Willigis bereitete sich Bernward auf die höheren Weihen vor. Er wurde dann zum Erzieher des 7-jährigen Kaisers Otto III. erwählt und stand der Kaiserin Theophania in der Regierung des Reiches mit Rat und Tat bei. Im Jahre 992 wurde nun der Heilige zum Bischof von Hildesheim ernannt. Er nahm sich liebreich der Armen an, rottete Missbräuche aus, stellte strenge Kirchenzucht wieder her und erbaute Kirchen und Klöster. Er verwendete einen guten Teil der Nacht zum Gebete und Studium und arbeitete während des Tages unermüdlich. Nach langer und angestrengter Tätigkeit befiel ihn eine Krankheit, deren Schmerzen er fünf Jahre lang mit größter Geduld ertrug. Wiewohl der heilige Bischof wieder genas, so legte er doch im Vorgefühle seines nahen Todes das hohe Amt nieder, schenkte seine Erbgüter dem von ihm gegründeten Benediktinerkloster St. Michael, nahm daselbst das Ordenskleid, lebte noch ein Jahr in gänzlicher Zurückgezogenheit und in frommen Übungen und starb am 20. November 1020. Sein heiliger Leib wurde in der Klosterkirche begraben. Seine Heiligsprechung geschah durch Papst Cölestin III. 1194. Nach dem römischen Martyrologium ist der Verehrungstag des heiligen Bernward der 26. Oktober.
Lehre: Der heilige Bernward war reich an Wissenschaft und Kenntnissen, aber dennoch demütig. Diesbezüglich mahnt der gottselige Thomas von Kempis: »Je mehr und je besseres du weißt, desto strenger wirst du einst deswegen gerichtet werden, wenn du nicht auch deinem Wissen gemäß heiliger leben wirst.«
Gebet: Bewahre uns, o Herr! durch die Fürbitte deines heiligen Bischofes Bernwardus vor der Überhebung im Geiste: damit wir in demütiger Gesinnung dir dienen und unsere Kenntnisse zu deiner Ehre und zum Heile der Menschen anwenden. Amen.
Die Texte unserer „Heiligen-Legende“ stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.
43/2013