Heiliger Amor, Abt
Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen-Legende für Schule und Haus«, erschienen im Jahre 1890

Der heilige Primin wurde vom Grafen Ruthart gebeten, in den Gegenden des Odenwaldes das Evangelium zu verkünden. Der Heilige kam mit mehreren Schülern, unter denen sich auch der heilige Amor (= Liebe) befand. Dieser predigte mit solchem Eifer, dass ihm der heilige Primin die Leitung der Mariabronn genannten Ansiedlung der Ordensbrüder übergab; dieselbe erhielt später den Namen Amorsbrunn in Bayern (Unterfranken). Mit Hilfe des Grafen Ruthart, des Herzogs Karl und des heiligen Burkard, Bischofes von Würzburg, erbaute Amor ein Kloster, Marienmünster (später Amorbach benannt), dessen erster Abt er 734 wurde. Er nahm sich besonders um die Erziehung und Bildung der Jugend an, sorgte für Kranke und Notleidende und suchte überall die Ehre Gottes und das Heil des Nächsten zu befördern. Die Mutter Gottes, deren Schutze er sich und die Seinigen stets innigst empfahl, erwirkte von Gott für seine Tätigkeit den reichsten Segen. Der Heilige starb den 17. August 777. Zu Amorsbrunn, wo er die Quelle gesegnet hatte, erfolgten auf seine Fürbitte viele wunderbare Heilungen.
Lehre. Manche betrüben sich, weil sie meinen, sie könnten nichts Großes für Gott und ihre Mitmenschen tun. In dieser Beziehung lehrt der heilige Franz von Sales: »Die unbedeutendsten Handlungen werden wichtig, wenn man sie recht verrichtet. Ein unbedeutendes Geschäft, verrichtet zur Verherrlichung Gottes, mit einem großen Verlangen, ihm zu gefallen, ist ihm angenehmer, als ein wichtiges Geschäft, welches mit weniger Eifer verrichtet worden ist. Wir müssen also einen ganz besonderen Fleiß darauf verwenden, die kleinen Geschäfte, die leicht sind und sich uns in jeder Stunde darbieten, recht zu verrichten, wenn wir in der Freundschaft Gottes zunehmen wollen.«
Gebet. O Gott, verleihe uns durch die Fürbitte deines heiligen Abtes Amor die Gnade, dass wir stets dir wohlzugefallen suchen und alle, auch die kleinsten Obliegenheiten, treu und zu deiner Ehre erfüllen mögen. Amen.
Die Texte unserer „Heiligen-Legende“ stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.
33/2013