Heiliger Ambrosius, Erzbischof und Kirchenlehrer
Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen-Legende für Schule und Haus«, erschienen im Jahre 1890

Ambrosius (= unsterblich) war der Sohn des kaiserlichen Statthalters gleichen Namens in Frankreich, 340 geboren. Als Kind noch, da er mit offenem Munde schliefe, umgab ihn ein Bienenschwarm, und einige Bienen brachten Honig in seinen Mund. Deshalb hat Ambrosius auf Bildern einen Bienenkorb bei sich. Er war voll Talente und bildete sich in der Dichtkunst und Beredsamkeit aus. Nach dem Tode des Vaters nahm ihn die Mutter mit sich nach Rom. Ambrosius wurde frühzeitig zum kaiserlichen Statthalter in Oberitalien ernannt. Als der erzbischöfliche Stuhl in Mailand zu besetzen war, rief ein Kind: »Ambrosius Bischof!« Er musste die auf ihn fallende Wahl annehmen. Da er noch Laie war, wurden ihm stufenweise die heiligen Weihen erteilt. Am 7. Dezember 374 erhielt er die bischöfliche Weihe. Der heilige Erzbischof verteidigte die heilige Kirche mutig gegen die Übergriffe der weltlichen Machthaber und schreckte vor keinen Drohungen zurück. Kaiser Theodosius der Große ließ gegen sein Versprechen der Schonung einen großen Teil der Bewohner von Thessalonich niedermetzeln; allerdings war daselbst der kaiserliche Statthalter ermordet worden. Der heilige Ambrosius sprach den Bann über den Kaiser aus – und als dieser dennoch in Mailand die Kirche betreten wollte, ging ihm Ambrosius mit heiligen Mute entgegen, verwehrte ihm den Eintritt in die Kirche und mahnte ihn zur Buße. Reich an Tugenden und Verdiensten starb der Heilige am 4. April 397. Sein Verehrungstag ist der 7. Dezember. Seine Reliquien ruhen in der Kirche seines Namens zu Mailand. Ambrosius gehört zu den vier großen lateinischen Kirchenvätern und hinterließ herrliche Schriften.
Lehren des heiligen Ambrosius. »Wir haben keine Ursache, den Tod zu fürchten, wenn wir im Leben nichts begangen haben, dessen Folgen zu fürchten sind. – Nicht die Reichtümer, die man hatte, sondern die gespendeten Almosen begleiten den Verstorbenen. – Die Türe zum ewigen Leben öffnet uns kein anderer Reichtum, als der an Tugend und Heiligkeit.«
Gebet. O Gott! der du deinen heiligen Bischof Ambrosius mit Weisheit geziert und ihm die Kraft gegeben hast, alle sündhaften Rücksichten zu überwinden: verleihe uns die Gnade, dass wir die Wahrheit des Glaubens recht beherzigen und durch keine Menschenfurcht uns von Erfüllung unserer Pflichten abhalten lassen. Amen.
Die Texte unserer „Heiligen-Legende“ stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.
49/2013