Jahrgang 2014 Nummer 37

Heiliger Amatus, Bischof

Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen-Legende für Schule und Haus«, erschienen im Jahre 1890

Amatus (= geliebt) wandelte von Jugend auf in der Furcht des Herrn und trat in das Kloster St. Moriz in Sitten (Kanton Wallis in der Schweiz); er wurde mit der Zeit Abt dieses Klosters und im Jahre 690 Bischof von Sitten. Nun war das Licht auf den Leuchter gestellt. Der Heilige lebte ganz für sein hohes Amt, gab das schönste Beispiel in jeglicher Tugend, predigte eifrig das Wort Gottes, war die Zuflucht für die Unschuld, die Verfolgten und Armen. Nur fünf Jahre konnte er seine bischöfliche Amtstätigkeit entfalten. Nämlich der fränkische König Theodorich III. ließ sich von einem gottlosen Manne, namens Ebroin, völlig beherrschen. Dieser verfolgte den heiligen Amatus und bezichtigte ihn beim Könige arger Dinge. Der König lieh dem Verleumder sein Ohr. Der heilige Bischof durfte sich nicht rechtfertigen; die Anklagen wurden auch nicht untersucht. Der König verbannte den Heiligen in das Kloster St. Furth in Peronne, dem der heilige Ultan als Abt vorstand. Später wurde Amatus Abt des Klosters Breuil. Gott stand ihm mit seinem reichen Segen bei. Das Kloster kam zur vollen Blüte. Der Heilige verschloss sich in eine an die Kirche angebaute Zelle und ging daraus nur an den Sonntagen hervor, um dem Volke das Wort Gottes zu verkündigen. Amatus starb den 13. September 690 selig im Herrn.

Lehre. Der heilige Amatus suchte immer mehr sich selbst zu erkennen; denn von der Selbsterkenntnis hängt das Fortschreiten in der Tugend ab. Der ehrwürdige Kardinal Hugo gibt sechs Grade an, durch welche man zur vollkommenen Selbsterkenntnis gelangen kann: »1. die Verachtung seiner selbst; 2. Änderung seiner verkehrten Lebensweise; 3. die stets Erwägung seiner eigenen Armseligkeit und Verkehrtheit; 4. die immer genauere Erkenntnis seiner Sünden und der Wohltaten Gottes; 5. die sorgfältige Beachtung der Vorwürfe seines Gewissens; 6. die öftere Betrachtung seiner natürlichen Unvollkommenheiten und Mängel.«

Gebet. O Gott, schenke uns durch die Fürbitte deines heiligen Abtes und Bischofs Amatus den Beistand deiner Gnade, dass wir immer mehr die Größe deiner Majestät und die Richtigkeit unseres menschlichen Wesens erkennen, vor dir demütig wandeln und dereinst den großen Lohn der Erhöhung im Himmel erlangen, welchen du den Demütigen verheißen hast. Amen.

 

Die Texte unserer »Heiligen-Legende« stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.

 

37/2014