Jahrgang 2017 Nummer 51

Heilige Victoria, Jungfrau und Martyrin

Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen-Legende für Schule und Haus«, erschienen im Jahre 1890

Victoria (= Sieg = Siegerin) war eine vornehme und reiche Jungfrau zu Rom. Die Eltern wollten sie an den reichen römischen Jüngling Eugenius verheiraten, der aber noch Heide war. Die edle, an Geistesgaben reiche Jungfrau ließ sich überreden. Ihre Freundin Anatolia hatte einen gleichen Heiratsantrag ausgeschlagen. Sie erzählte der Victoria eine Erscheinung, die sie gehabt, und wobei ihr ein Engel des Herrn so herrliches von der Jungfräulichkeit gesagt hatte, dass sie hiedurch begeistert, sich ganz Gott verlobte. Dadurch wurde Victoria ebenfalls bewogen, sich ganz Gott zu weihen. Infolgedessen wurde die heilige Anatolia als Christin angezeigt und am 9. Juli 285 gemartert. Dann wurde die heilige Victoria als Christin angegeben. Ihr Bräutigam Eugenius erhielt volle Gewalt über sie. Er ließ die lange Zeit in seinem Schlosse einsperren und suchte durch Versprechungen und hierauf durch Misshandlungen die Jungfrau von ihrem Entschlusse abzubringen. Aber selbst in der Gefangenschaft führte Victoria dem himmlischen Bräutigam bei 60 Jungfrauen zu, die fast ununterbrochen Gott Lob und Preis darbrachten. Als Eugenius sah, dass alle Mühe umsonst sei, wurde er von grimmigem Hasse erfüllt und ließ die edle Jungfrau durch den Richter Tiliarcus mit dem Schwerte durchbohren (siehe Bild!) den 23. Dezember 285.

Lehre. Der Jüngling (Engel) sprach unter anderem zur heiligen Jungfrau Anatolia: »O Jungfräulichkeit, die du immer im Lichte und niemals in den Werken der Finsternis bist! Die Jungfräulichkeit ist ein königlicher Purpur, der jene, die damit bekleidet sind, über alle Menschkinder erhebt. Sie ist ein Edelstein von unschätzbarem Werte, ja sie ist der überaus große Schatz des Königs aller Könige. Diebe suchen sie von allen Seiten denen zu rauben, die sie besitzen. Trachte deshalb, sie mit aller möglichen Treue zu bewahren und sei um so mehr auf deiner Hut, sie nicht zu verlieren, als du sie in einem noch vollkommeneren Grade besitzest«.

Kirchengebet. Wir bitten dich, o Herr! es mögen uns der Glaube und die Verdienste deiner heiligen Jungfrau und Martyrin Victoria zum Nutzen gereichen: damit wir durch das Geschenk von Wohltaten getröstet werden, die wir uns an den Wirkungen ihrer Fürbitte erfreuen. Amen.

 

Die Texte unserer »Heiligen-Legende« stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.

 

51/2017