Jahrgang 2017 Nummer 5

Heilige Veronica mit dem Schweißtuche Christi

Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen-Legende für Schule und Haus«, erschienen im Jahre 1890

eronica soll jenes blutflüssige Weib gewesen sein, das von Christus geheilt wurde, mit Namen Seraphia. Sie war eine fromme Frau zu Jerusalem und eine Schülerin des Herrn. Als der göttliche Heiland auf seinem Kreuzwege an ihrem Hause vorbeigeführt wurde, und sie sein blutiges, verwundetes Antlitz sah, da eilte sie ohne Furcht vor den Schergen voll Mitleid und Liebe auf Jesus zu und gab ihm ihren Schleier zum Abtrocknen hin. Dieser Liebesdienst gefiel Christus derart, dass er das Tuch benützte und ihr dasselbe mit dem wunderbar abgedrückten Bilde seines Angesichtes zurückgab. Selbstverständlich bewahrte die heilige Frau dieses wunderbare Bild sorgfältig auf und erhielt davon den Namen Veronica (= wahres, ächtes Bild). Die gottselige Anna Catharina Emmerich sagt, Veronica habe im Gefängnisse zu Jerusalem den Hungertod erlitten. Sicher ist, dass sie nach Rom kam und wohl von Gott die Offenbarung erhielt über ihren Martyrertod. Deshalb übergab sie das kostbare Kleinod dem heiligen Papste Clemens I., pilgerte dann nach Jerusalem, besuchte die heiligen Stätten, wurde dabei ergriffen und starb für den Glauben an Christus im Kerker. Die Heilige gilt als Patronin gegen Blutfluss.

Lehre. Betrachte oft, o Christ! das von den Bösen entstellte und blutig geschlagene Antlitz Christi, sowie sein von Dornen verwundetes Haupt (auf der 6. Kreuzwegstation) und mache dabei den Vorsatz, alle Hoffart und Eitelkeit zu meiden, den Spiegel nur aus Notwendigkeit zu gebrauchen, und das Leiden des Herrn stets andächtig zu betrachten.

Gebet. O göttlicher Heiland Jesus Christus! der du das Bild deines Antlitzes wunderbar in das Schweißtuch der heiligen Veronica eindrücken und ihr dasselbe zu Belohnung ihres Liebesdienstes also geschmückt zurückgeben wolltest: verleihe uns die Gnade, dass wir dein heiliges Antlitz im Bilde andächtig verehren und dereinst dich von Angesicht zu schauen gewürdigt werden mögen. Amen.


Die Texte unserer »Heiligen-Legende« stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.

 

5/2017