Heilige Theresia, Klosterjungfrau
Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen-Legende für Schule und Haus«, erschienen im Jahre 1890

Theresia wurde zu Avila in Spanien 1515 geboren und von ihren adeligen Eltern fromm erzogen. Gott hatte ihr große geistige Fähigkeiten verliehen. Im Alter von 18 Jahren trat sie in den Karmelitinnenorden und zeigte schon während des Probejahres besonderen Eifer zum Gebete und zur Abtötung. Viele schwere Kämpfe und Versuchungen hatte sie zu überwinden. Als sie sich aber ganz dem Herrn ergeben hatte, da lief sie gleichsam auf dem Wege zur Vollkommenheit und wurde von Gott mit außerordentlichen Erleuchtungen, Tröstungen und Gnaden überhäuft und bis zur höchsten Stufe des beschaulichen Gebetes erhoben. Therese reformierte allmählich den ganzen Karmelitenorden und erbaute 32 neue Klöster für die strengere Beobachtung der Regel: 15 Männer- und 17 Frauenklöster. Von Liebe zum Leiden erfüllt, sprach sie oft: »Herr, entweder leiden oder sterben!« In einer Vision durchbohrte ein Engel ihr Herz mit einem Pfeile und entflammte sie so sehr zur Liebe Gottes, dass sie den Namen »seraphische Jungfrau« erhielt. Ihr Leben war in jeder Beziehung ungemein strenge. Sie verfasste auch geistvolle mystische Schriften. Im Alter von 67 Jahren starb die Heilige im Kloster zu Alba in der Nacht vom 4. auf 5. Oktober 1582. Weil aber damals der Kalender verbessert und deshalb zehn Tage eingesetzt wurden, so ist ihr Todestag und zugleich Verehrungstag der 15. Oktober. Auf ihre Fürbitte geschahen viele Wunder. Papst Gregor XV. sprach sie 1622 heilig. Das Gedächtnis ihrer Herzverwundung ist am 27. August.
Lehren der heiligen Theresia. »Nichts soll dich ängstigen, nichts dich erschrecken; alles vergeht. Gott bleibt derselbe. Geduld erreicht alles. Wer Gott besitzt, dem kann nichts fehlen. Gott nur genügt. – Dein großes Verlangen soll sein, Gott zu schauen; deine Furcht, ihn zu verlieren; dein Schmerz, ihn noch nicht zu besitzen, deine Freude, daß er dich zu sich führen kann; so wirst du im seligen Frieden leben«.
Kirchengebet. Erhöre uns, o Gott, unser Heiland! dass gleichwie wir am Feste deiner heiligen Jungfrau Theresia uns erfreuen, wir ebenso mit der Speise ihrer himmlischen Liebe genährt und zum Verlangen nach Frömmigkeit und Andacht angeleitet werden. Amen.
Die Texte unserer »Heiligen-Legende« stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.
41/2022