Heilige Syncletica, Jungfrau
Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen-Legende für Schule und Haus«, erschienen im Jahre 1890

Syncletica wurde wegen ihrer ausnehmenden leiblichen Vorzüge von vielen zur Ehe begehrt, wollte aber nur dem himmlischen Bräutigam angehören. Schöne Kleider, kostbarer Schmuck und weltliche Ergötzlichkeiten machten ihr keine Freude. Ihre Sinne beherrschte sie sorgfältig; ihre Gedanken und Reden bezogen sich nur auf Gott. Nach dem Tode der Eltern, die von Macedonien nach Alexandrien in Ägypten übergesiedelt waren, verkaufte sie alles, spendete reichliche Almosen und zog sich mit der blinden Schwester in ein einsames Haus vor der Stadt zurück, schnitt sich die Haare ab und galt nun als eine Gott geweihte Jungfrau. Den Leib kasteite die Heilige durch strenges Fasten und Geißlungen, genoss nur Brot und Wasser und schlief, sobald sie eine Versuchung verspürte, auf dem Boden. Dem Gebete war sie unablässig ergeben. Ihr verborgenes heiliges Leben wurde ruchbar, und es kamen viele Frauenspersonen, welche sie auf deren inständige Bitten unter ihre Leitung nahm und ihnen die herrlichsten Unterweisungen gab. Gegen Ende ihres Lebens wurde Syncletica noch durch eine arge Krebskrankheit im Gesichte geprüft. Doch Erscheinungen von Engeln trösteten sie, und heilige Jungfrauen luden sie in den Himmel ein, in welchen sie gemäß ihrer Voraussagung nach drei Tagen ohne Zweifel aufgenommen wurde den 5. Januar um das Jahr 350.
Lehre. Beherzigen wir die folgenden Aussprüche der heiligen Syncletica: »Man darf niemals sein Seelenheil zu besorgen aufhören. – O wie glücklich würden wir sein, wenn wir, um Gott zu gefallen und den Himmel zu verdienen, das täten, was die Weltleute tun, leiden und unternehmen, um vergängliche Güter zu erlangen. – Wir müssen auf unserer Hut sein, weil wir im beständigen Kriege leben. Ohne diese Wachsamkeit wird uns der Feind überraschen, wenn wir am wenigsten daran denken. – Seid beständig im Guten und geduldig in den Trübsalen; denn sehet, alles nimmt ein Ende«.
Gebet. O gütiger Gott! Da uns allzeit Gefahren umgeben und Leiden belästigen: so verleihe uns durch die Fürbitte deiner heiligen Dienerin Syncletica deine Gnadenhilfe, dass wir im Kampfe dieses Lebens mutig streiten und die ewige Belohnung verdienen. Amen.
Die Texte unserer „Heiligen-Legende“ stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.
1/2013