Jahrgang 2014 Nummer 35

Heilige Rosa von Lima, Jungfrau

Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen-Legende für Schule und Haus«, erschienen im Jahre 1890

Rosa (= Rose) wurde 1586 zu Lima, Hauptstadt von Peru in Amerika, geboren und bei der heiligen Taufe Isabella benannt. Über ihrer Wiege sah die Mutter einmal eine liebliche Rose erscheinen, weshalb sie ihrem Kinde den Namen Rosa beilegte. Die Tochter war den Eltern ganz gehorsam und unterstützte sie durch Nähen, wobei sie betete und betrachtete. Die leiblichen Vorzüge wollte sie durch Abtötung entstellen. Zu einer Heirat ließ sie sich auch nicht durch Misshandlungen zwingen, erneuerte vielmehr das frühere Gelöbnis der Jungfräulichkeit und erhielt das Kleid des dritten Ordens des heiligen Dominicus. In einer Gartenecke des kleinen Anwesens der Eltern bewohnte Rosa ein Häuschen und übte zumal für die Bekehrung der Sünder und für die armen Seelen die strengsten Bußwerke. Auf dem Haupte trug sie einen Kranz, der innen voll Stacheln war. Ihr Ruhelager war voll Scherben, Nägel und Dornen. Das Leiden Christi hatte sie beständig vor Augen. Der böse Geist peinigte sie arg. Dafür wurde sie durch Erscheinungen Jesu, Mariens, des heiligen Schutzengels und der heiligen Katharina von Siena getröstet. Wie St. Franziskus von Assisi verstand Rosa die Natur und lud sie zum Preise des Schöpfers ein. Mit einer Nachtigall sang die Heilige gleichsam um die Wette zum Lobe Gottes. Von sich selbst sprach Rosa nur wie von einer Sünderin, die nicht verdiente, die Luft des Lebens einzuatmen. Ihre reine Seele ging in den Himmel ein am 26. August 1617. Vom Papste Clemens IX. wurde Rosa 1668 selig und von Clemens X. 1671 heilig gesprochen; dieser bestimmte den 30. August als ihren Verehrungstag.

Lehre. Die heilige Rosa rief in Krankheit aus: »Herr, dein Wille geschehe! Vermehre meine Leiden, vermehre aber zugleich deine Liebe in mir!«

Kirchengebet. Allmächtiger Gott, du Ausspender aller Güter, der du mit dem Tau der himmlischen Gnade die hl. Rosa beglückt und durch die Jungfräulichkeit und Geduld vor den Amerikanern leuchten lassen wolltest: verleihe uns, deinen Dienern, dass wir dem Wohlgeruche ihrer Tugend nachfolgen und ein guter Geruch Christi zu werden verdienen. Amen.

 

Die Texte unserer »Heiligen-Legende« stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.

 

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