Jahrgang 2017 Nummer 16

Heilige Opportuna, Abtissin

Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen-Legende für Schule und Haus«, erschienen im Jahre 1890

Opportuna (= tauglich) stammte aus einem vornehmen Hause in Frankreich und war die Schwester des heiligen Bischofes Chrodegang in Metz. Die schönsten Heiratsanträge verschmähend, gab sie ihr Besitztum den Armen und trat in das Benediktinerinnenkloster zu Montreuil. Als Abtissin verdoppelte sie ihre geistlichen Übungen, brachte oft die ganze Nacht im Gebet zu, genoss nur die nötigste Nahrung und war sorgfältig bedacht, dass es ihren Untergebenen, zumal den Kranken, an nichts mangle. Als sie gemahnt wurde, ihr Fasten zu mäßigen, entgegnete sie: »Durch Fasten müssen wir in das Paradies zurückkehren, aus welchem wir durch die Genusssucht vertrieben wurden.« Eine tiefe Wunde schlug ihrem Herzen die Ermordung ihres heiligen Bruders Chrodegang. Gott verlieht ihr die Wundergabe. Sie machte viele Kranke durch Gebet und Handauflegung gesund. Kein Hilfsbedürftiger ging ohne Trost von ihr hinweg. Beim Herannahen ihres Todes bat die heilige Abtissin auf den Knieen alle Ordensfrauen um Verziehung (siehe Bild!), richtete noch herrliche Ermahnungen an dieselben und verschied den 22. April 770. Sie wurde neben ihrem heiligen Bruder Chrodegang beigesetzt. Ihr Grab leuchtete durch viele Wunder.

Lehren der heiligen Opportuna. »Soll die Liebe Gottes in euch bleiben, so vertreibet die Zwietracht, das ist den Teufel, für immer von euch. Jeden Christen liebet wie auch selbst. Erweiset andern, was ihr euch selbst wünschet. Gehorchet eueren Vorgesetzten, liebet alle, dienet einander in Liebe. Seid nicht geschwätzig; denn beim vielen Reden geht es ohne Sünde nicht ab. Verrichtet alles mit Umsicht. Hütet euch vor Falschheit, vor Übermaß in Speise und Trank und vor Trägheit. Helftet allen, soviel ihr könnt.«

Gebet. O barmherziger Gott, verleihe uns durch die Fürbitte deiner hl. Dienerin Opportuna, dass wir von allen Übeln, besonders von den Nachstellungen des bösen Geistes und von den Schlingen und vielfachen Hindernissen dieser Welt befreit werden, damit unser Leben sicher sei, und wir nach genauer Beobachtung deiner Gebote uns mit dir ewig im Himmel erfreuen dürfen. Amen.

 

Die Texte unserer »Heiligen-Legende« stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.

 

16/2017