Jahrgang 2013 Nummer 37

Heilige Notburga, Jungfrau und Dienstmagd

Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen-Legende für Schule und Haus«, erschienen im Jahre 1890

Notburga (= in der Not schützend) wurde zu Rattenberg in Tirol 1268 geboren. Auf dem Schlosse Rothenburg trat sie um das Jahr 1285 in Dienst. Soviel sie Gutes tun konnte und durfte, übte sie und gab die Speisenüberreste mit Erlaubnis der Herrschaft den Armen. Aber die neue Schlossfrau war geizig und befahl, dass man mit dem mit Tische übrig Gebliebenen die Schweine mäste. Notburga sparte sich nun möglichst viel vom Munde ab, um dennoch Almosen geben zu können. Einmal untersuchte der Schlossherr, was sie in der Schürze habe; Gott wirkte ein Wunder: er sah nur Spähne und Spähne und im Krüglein kostete er Hefe. Notburga wurde trotzdem entlassen und trat zu Eben in den Dienst bei einem Bauern. Sie hatte sich ausbedungen, an den Vorabenden der Sonn- und Feiertage beim Vesperläuten die Arbeit einstellen zu dürfen. Dann ging sie in die nahe Kirche und betete. Einmal sollte sie durchaus fortarbeiten. Da warf die Heilige die Sichel in die Luft – und siehe! sie blieb schwebend. Während beim Bauern Gottes Segen sich fühlbar machte, ging es auf dem Schlosse rückwärts. Notburga pflegte die totkranke Schlossfrau und erflehte ihr eine glückselige Sterbestunde. Dann wurde sie wieder auf dem Schlosse in Dienst genommen. Sogleich verbesserte sich das Hauswesen. Die Heilige starb nach Empfang der heiligen Sakramente selig im Herrn den 14. September 1313. Ihr heiliger Leib wurde in der Rupertuskapelle zu Eben begraben. Ihr Grab wurde durch Wunder glorreich. Viele Wallfahrer kamen dahin und flehten die Heilige namentlich bei Viehseuchen um ihre Fürbitte an. In Eben wurde eine neue, schöne Kirche gebaut, und der Leib der heiligen Notburga steht in schöner Fassung seit 1738 auf dem Hochaltare. Papst Pius IX. bestätigte 1862 ihre Verehrung.

Lehre. Die heilige Notburga ist ein herrliches Beispiel für alle Dienstboten. Sie mied auch die kleinste Sünde. Der heilige Augustin mahnt: »Vor großen Sünden hast du dich gehütet, aber was tust du, um die kleinen zu meiden? Fürchtest du die kleinen nicht? Die Hauptlast hast du von dir geworfen; siehe zu, dass du nicht vom Sande verschüttet wirst!«

Kirchengebet. O Herr! strecke aus über deine Gläubigen die Rechte deiner himmlischen Hilfe: dass sie durch die Verdienste und das Beispiel der heiligen Jungfrau Notburga dich von ganzem Herzen suchen und, was sie Geeignetes verlangen, zu erhalten verdienen. Amen.

 

Die Texte unserer „Heiligen-Legende“ stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.


37/2013