Heilige Martha, Jungfrau

Martha (= Lehrerin) war die Schwester des heiligen Lazarus und der heiligen Magdalena und Schülerin des göttlichen Heilandes. Sie lebte auf ihrem Landgute in Bethanien bei Jerusalem und hatte öfter das Glück, dass Jesus bei ihr Einkehr nahm, wobei sie ihm mit aller Ehrfurcht und Sorgfalt bediente. Ihr großes Vertrauen auf den Herrn zeigte sich, als Lazarus erkrankte und starb. Christus belohnte dieses Vertrauen, indem er den Lazarus, der schon vier Tage im Grabe lag, wieder zum Leben erweckte. Er kam sechs Tage vor seinem Leiden das letzte Mal nach Bethanien und wurde von Martha mit innigster Dankbarkeit und Liebe verpflegt. Ohne Zweifel war Martha auch bei jenen frommen Frauen, die den Herrn auf seinem Kreuzwege begleiteten. Bei einer Verfolgung durch die Juden wurde sie mit Lazarus, Magdalena und einer Dienerin Marcella nebst mehreren anderen auf ein Schiff gebracht, das ohne Ruder und Segel war. Darunter war auch der heilige Maximin, einen der 72 Jünger des Herrn, der Martha und alle im Hause getauft hat. Das Schiff kam glücklich an das Gestade von Frankreich bei Marseille. Dort bekehrte die heilige Martha viele zum heiligen Glauben. Sie zog sich dann an einen mehr abgelegenen Ort bei Tarascon am Rhoneufer zurück, erbaute ein Kloster für Jungfrauen und lebte 30 Jahre lang unter beständigen Bußübungen. Die heilige Jungfrau wurde in die himmlischen Wohnungen aufgenommen den 29. Juli 84.

Lehre. Der göttliche Heiland sprach: »Martha! Martha! du machest dir viele Sorgen und kümmerst dich um viele Dinge. Nur Eines ist notwendig«. Hiemit hat aber Christus weniger die heilige Martha tadeln, als vielmehr gar manche aufmerksam machen wollen, dass sie zwar ihre zeitlichen Geschäfte verrichten dürfen und sollen, dabei aber die wichtigste Sorge für ihr Seelenheil nicht außer acht lassen dürfen.

Kirchengebet. Allmächtiger, ewigen Gott! der du deinen für das Heil der Menschen auf Erden wandelnden eingeborenen Sohn im Hause der so heiligen Martha Aufnahme und Bewirtung finden lassen wolltest: wir bitten dich, verleihe, dass wir durch die Verdienste und Fürbitte dieser Jungfrau in die Wohnung des Himmels barmherzig aufgenommen zu werden vermögen. Amen.

 

Die Texte unserer »Heiligen-Legende« stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.

 

30/2017