Jahrgang 2017 Nummer 29

Heilige Maria Magdalena, Büßerin

Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen-Legende für Schule und Haus, erschienen im Jahre 1890

Der Vater des heiligen Lazarus und der heiligen Martha hieß Theophilus, ein angesehener Beamter und sehr reich. Von seiner zweiten Gemahlin stammte Maria Magdalena (Beiname von ihrem Geburtsorte Magdala). Magdalena war ausgezeichnet durch körperliche und geistige Vorzüge, ergab sich aber einem sündhaften Leben. Endlich folgte sie dem Rufe der Gnade und eröffnete der Liebe zu Jesus ihr Herz. Sie benetzte dessen Füße mit ihren Reuetränen, salbte sie mit kostbarer Narde und trocknete selbe mit ihren Haaren ab. Nachdem der göttliche Heiland zu ihr das köstliche Wort gesprochen: »Deine Sünden sind dir vergeben«, wurde sie dessen treueste Jüngerin und Begleiterin und diente ihm mit ihrem Vermögen. Auch auf dem Leidenswege folgte Magdalena Jesu nach, hielt standhaft unter dem Kreuze aus und wurde nach der Auferstehung zuerst mit der Erscheinung und Ansprache Jesu beglückt. Bald nach der Himmelfahrt Christi wurden Lazarus, Maximin, Maria Jacobi, Salome, Martha und Magdalena wegen ihres Glaubens an Jesus ergriffen, in ein Schiff ohne Segel und Ruder gebracht und dem Meere preisgegeben. Das Schiff kam unter Gottes Schutz und Leitung bei Marseille in Frankreich an das Ufer. Magdalena zog sich in eine Höhle bei Beaume zurück und führte ein Einsiedlerleben unter den größten Abtötungen und Strengheiten 30 Jahre lang. Die heilige Martha sah die Seele ihrer heiligen Schwester von den Engeln in den Himmel getragen werden den 22. Juli um das Jahr 74.

Lehre. Wahre Buße kommt nie zu spät. Sie besteht aber darin, dass man die Sünden bereue, beweine, aufrichtig beichte und nicht wieder zurückfalle. Man muss im Guten standhaft bleiben und die Leiden dieses Lebens gläubig ertragen.

Kirchengebet. O Gott, der du ein solches Wohlgefallen und eine so große Freude an der Bekehrung der Sünderin Magdalena hattest, dass du ihr nicht nur alle Sünden verziehen, sondern auch das Innerste ihres Herzens mit der Gnade deiner vorzüglichen Liebe erleuchtet hast: verleihe uns deine volle Barmherzigkeit, dass wir durch die Fürbitte jener, über deren Bekehrung wir uns erfreuen, von dir Gnade, Versöhnung und Beistand erlangen. Amen.

 

Die Texte unserer »Heiligen-Legende« stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.

 

29/2017