Jahrgang 2017 Nummer 23

Heilige Margaretha, Königin

Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen-Legende für Schule und Haus«, erschienen im Jahre 1890

Margaretha (= Perle) war die Tochter des Königs Eduard Etheling in Angelsachsen (England), der sich mit den Seinen nach England flüchtete, und wurde dort 1046 geboren. König Malcolm III. von Schottland heiratet 1076 die Prinzessin. Unter ihrem Einflusse wurde der König einer der besten Regenten Schottlands. Margaretha erfüllte gegen ihn alle Pflichten einer christlichen Gattin und vertraute fest auf Gott. Ihre Zimmer waren gleichsam eine Werkstätte für Kirchenschmuck. Aus den vornehmsten und frömmsten Frauen bildete sie einen Paramentenverein. Die Königin wurde geliebt und gefürchtet zugleich. Nie war sie heftig erzürnt. Ihre acht Kinder, sechs Prinzen und zwei Prinzessinnen, erzog sie in der Furcht des Herrn und unterrichtete sie selbst in den Religionswahrheiten. Wenn sie mit dem Könige in die Kirche ging, so mussten sie alle Kinder begleiten. An allen öffentlichen Angelegenheiten nahm Margaretha innigsten Anteil und war bei allen Staatsratssitzungen zugegen; sie beförderte gute Gesetze, und ihr Gemahl bewilligte ihr alles. Ihr Beichtvater musste ihr alles Tadelnswerte freimütig sagen. Sie nahm sich aller Bedrängten an, erschöpfte oft ihre Kasse und gab selbst manchmal einen Teil ihrer Kleider weg. Margaretha war eine vortreffliche Christin und Landesmutter. Sie betete viel und dachte oft an ihren Tod, welcher am 16. November 1093 erfolgte. Zahlreiche Wunder verherrlichten ihr Grab. Papst Innocenz IV. sprach sie 1251 heilig. Ihr Verehrungstag ist der 10. Juni.

Lehre. Nie gab die heilige Margaretha jemanden eine Antwort, der sie in der Kirche ansprach. Ihr Grundsatz war nämlich: die Kirche sei nur dazu bestimmt, um über seine Sünden zu weinen, zu beten und Gott zu verehren – aber nicht, um über häusliche Geschäfte oder Staatsangelegenheiten zu sprechen. O wie ärgerlich sind Schwätzereien in der Kirche, bei Leichenbegängnissen, Prozessionen!

Kirchengebet. O Gott, der du die heilige Königin Margaretha durch wunderbare Liebe zu den Armen ausgezeichnet hast: gewähre, dass durch deren Fürbitte und Beispiele deine Liebe in unseren Herzen stets zunehmen möge. Amen.

 

Die Texte unserer »Heiligen-Legende« stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.

 

23/2017