Jahrgang 2013 Nummer 31

Heilige Lydia, Purpurhändlerin

Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen-Legende für Schule und Haus«, erschienen im Jahre 1890

Der heilige Völkerapostel Paulus kam mit seinem Begleiter Silas nach Philippi, der Hauptstadt von Macedonien. Dort hielten sie Unterredungen. Am Sabbat gingen beide in den Betort der Juden und sprachen zu den dortselbst versammelten Frauen. Unter ihnen war Lydia, eine angesehene Frau aus Thyatira in Lydien (Kleinasien). Sie war Purpurhändlerin und fürchtete den Herrn, indem sie sich vom Heidentume zur israelitischen Religion bekehrt hatte. Gott eröffnete ihr das Herz, um auf das zu achten, was von Paulus gesagt wurde. Der Erfolg war erfreulich; denn sie ließ sich samt all ihren Hausgenossen taufen. Aus Dankbarkeit bot sie ihr Haus dem heiligen Paulus und seinem Gefährten zur gastlichen Aufnahme an. St. Paulus vertrieb aus einer Magd den Wahrsagegeist. Nun erhob die Herrschaft der Magd, welche von deren Wahrsagerei einen großen Nutzen hatte, einen gewaltigen Lärm. Sie ergriffen Paulus und Silas, führten sie zur Obrigkeit und klagten sie wegen der Verwirrung der Stadt an. Die Obrigkeit ließ nun beiden die Kleider vom Leibe reißen, sie mit Ruten geißeln und in den Kerker werfen. Sie bekehrten aber den Kerkermeister mit seinem ganzen Haufe. Sie wurden wieder frei, besuchten noch die gute Lydia sowie alle Neubekehrten, trösteten dieselben und reisten fort. Lydia führte ein ungemein frommes Leben bis zu ihrem Tode. Stets wurde sie als heilige verehrt.

Lehren des heiligen Paulus: Der heilige Paulus schreibt in seinem Briefe an die Philipper: »Christus ist mein Leben und Sterben mein Gewinn. – Gott ist es, der in euch sowohl das Wollen als das Vollbringen wirket nach seinem Wohlgefallen. – Tuet alles ohne Murren und Zaudern, damit ihr tadellos seid, lautere Kinder Gottes. – Was wahr ist, was ehrbar, was gerecht, was heilig, was liebenswürdig, was guten Namen macht, was irgend Tugend ist, was zur löblichen Zucht gehört, das beherzigt.«

Gebet. O Gott, der du deine heilige Dienerin Lydia wunderbar zum heiligen Glauben geführt hast: erleuchte alle Menschen, dass sie dich, den wahren Gott, erkennen, lieben, dir dienen und selig werden. Amen.

 

Die Texte unserer „Heiligen-Legende“ stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.

 

31/2013