Leocadia wurde zu Toledo in Spanien geboren. Der grausame Statthalter Dacian erfuhr den frommen Wandel der ebenso vornehmen als tugendhaften Jungfrau und ließ sie vor seinen Richterstuhl führen. Alle Versprechungen und Drohungen waren vergebens. Die eifrige Christin sprach: »Ich schätze mich höchst glücklich, den wahren Gott und seinen eingeborenen Sohn, der wegen unseres Heiles am Kreuze gestorben ist, zu erkennen und anzubeten; und nichts wird mich dem Dienste meines Herrn und Heilandes treulos zu machen und zum Götzendienste zu verführen vermögen. Ich werde jede Schmach für meinen Glauben, den du in Unwissenheit lästerst, freudig erdulden und bereitwillig in den Tod gehen; denn dann wird mir mein göttlicher Bräutigam im Himmel die unverweltliche Krone des Lebens aufsetzen.« Diese Rede erbitterte den Statthalter derart, dass er Leocadia wie eine Sklavin unbarmherzig geißeln und ins Gefängnis sperren ließ in der Absicht, sie am folgenden Tage abermals peinlich zu verhören. Freudig ging die Heilige mit den Gerichtsdienern in den Kerker und tröstete mehrere Gläubige, die ihr folgten und über ihre Leiden Tränen vergossen, mit himmlischem Lächeln: »Streiter Christi, weinet nicht über meine Leiden, sondern frohlocket mit mir wegen der Gnade, deren ich um des Bekenntnisses Jesu willen gewürdigt worden bin.« Als sie erfuhr, dass zu Merida die heilige Eulalia auf das Grausamste getötet worden sei, wünschte sie, bald sterben zu können, und sehnte sich nach dem neuen Verhöre. Gott aber war mit ihrem guten Willen zufrieden und rief ihre Seele durch einen sanften Tod im Kerker zu sich am 9. Dezember 305.
Lehre. Die heilige Leocadia hoffte fest auf Jesus Christus und wurde nicht zu Schanden. Der heilige Augustin sagt: »Meine Hoffnung ist Christus, mein Gott. Du lieblicher Liebhaber der Menschen! Du bist Licht, Weg, Leben und Zierde und die einzige Würde der Deinen.«
Gebet. O Herr Jesus Christus, du Grund der Hoffnung der Gerechten! verleihe uns durch die Fürbitte deiner heiligen Dienerin Leocadia die Gnade, dass wir fest auf dich hoffen und uns vom Vertrauen auf deine Güte und Liebe nicht abwendig machen lassen. Amen
Die Texte unserer »Heiligen-Legende« stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.
49/2017