Heilige Irmina, Prinzessin und Abtissin
Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen-Legende für Schule und Haus«, erschienen im Jahre 1890

Irmina (ruhmvoll) war die Tochter des heiligen Königs Dagobert von Austrasien (Frankreich), 662 geboren. Ihr Bräutigam, Graf Herman, starb unvermutet vor dem Hochzeitstage. Dadurch wurde die königliche Prinzessin so erschüttert, dass sie beschloss, in Gott geweihter Jungfräulichkeit zu leben. Sie erbaute zu Trier, von ihrem Vater unterstützt, ein Benediktinerinnenkloster, und wurde dessen erste Abtissin. Alle Bewohner wurden von einer ansteckenden Krankheit ergriffen, an welcher viele starben, und wodurch die übrigen viel zu leiden hatten. Irmina bat den heiligen Willibrord, Apostel der Friesen, nach Trier zu kommen und das Kloster zu segnen. Der heilige Bischof kam dorthin, brachte das heilige Messopfer dar, besprengte die Nonnen mit Weihwasser und gab ihnen solches zu trinken, worauf alle Kranken gesund wurden. Aus Dankbarkeit gab die heilige Abtissin dem heiligen Willibrord mehrere Landgüter, von denen das Benediktinerkloster Echternach gestiftet wurde. Die Heilige, welche von ihrem königlichen Vater viele Güter erhielt, verwendete dieselben zum Besten von Kirchen und Klöstern und zur Unterstützung der Armen. Die heilige Irmina starb den 24. Dezember um das Jahr 715. Ihr Grab wurde durch viele Wunder berühmt.
Lehre. Die heilige Irmina hatte genug Anlass, den Tod zu betrachten. Die Heiligen haben jedoch den Tod nicht als den Schrecken aller Schrecken betrachtet, sondern viel Tröstliches in demselben gefunden. Der ehrwürdige Kardinal Hugo spricht sich hierüber also aus: »Der Tod ist nichts anderes, als der Ausgang aus dem Kerker, das Ende der Verbannung, die Vollendung der Arbeit, die Ankunft bei der Pforte, die Beendigung der Pilgerschaft, die Ablegung der größten Last, nämlich dem Fleische; die vernichtende Zerstörung unseres Wohnhauses, die Errettung aus allen Gefahren, der Schluss aller Krankheiten, die Zerreißung aller Fesseln, die Rückkehr in das Vaterland, der Eingang in die Herrlichkeit«.
Kirchengebet. Wir bitten dich, o Herr! dass die Fürbitte deiner heiligen Jungfrau und Abtissin Irmina uns mit deiner Majestät versöhne: damit wir durch das Flehen deiner Gerechten Verzeihung erlangen, die wir dich fortwährend in unseren Handlungen beleidigt haben. Amen.
Die Texte unserer »Heiligen-Legende« stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.
51/2022