Jahrgang 2013 Nummer 42

Heilige Frideswida, Abtissin

Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen-Legende für Schule und Haus«, erschienen im Jahre 1890

Frideswida (= Fredeswinda = schnell zum Schutze, Frieden) war die Tochter des Fürsten Didan zu Oxford in England und dessen Gemahlin Safrida. Die fromme Hauslehrerin Algiva besorgte ihre Erziehung und Bildung. Sie weihte sich frühe dem Herrn. Aber der reiche fürstliche Vater wollte sein Kind in kein Kloster eintreten lassen. Dann kam er zum Entschlusse, in Oxford selbst ein Kloster zu gründen, dessen Leitung Frideswida als Abtissin übernahm. Nachdem sie einige Zeit in Ruhe und Abgeschiedenheit gelebt hatte, wollte sie der Fürst Algar um jeden Preis zur Gemahlin haben. Da er auf friedlichem Wege seinen Plan nicht verwirklichen konnte, so wendete er Gewalt an. Doch half Gott seiner Dienerin. In dem Augenblicke, als die Heilige schon beinahe in seiner Gewalt war, erblindete der Fürst. Auf das Gebet der Heiligen Abtissin erhielt er sein Augenlicht wieder und ließ sie fortan in Ruhe. In Thornbury ließ Frideswida ein Bethaus errichten, um noch einsamer Gott dienen zu können, und lebte nur mehr in Beschaulichkeit, bis Gott der Herr sie zu sich nahm den 19. Oktober um das Jahr 750.

Lehre. An allen guten Seelen erprobt sich die heilige Schrift, welche der heilige Augustin also preist: »Sie ist es, welche die Herzen erleuchtet, die Zunge reinigt, das Gewissen prüft, die Seele heiligt, den Glauben stärkt, den Satan verscheucht, die Sünde verachten lehrt, die kalten Herzen erwärmt, die Leuchte des Gewissens zeigt, die Finsternis der Unwissenheit zerstreut, die Trauer der Welt vernichtet, die Freude des heiligen Geistes verschafft, die Natur bändigt, den Leichtsinn behindert, den Schmerz mäßigt, die Hoffnung gibt, den Greis krönt, den Jüngling unterweist, die Aufgeregten besänftigt, die Kranken heilt, die Schwachen kräftigt, den Geist festigt, die Schläfrigen aufweckt, die Müßigen tadelt, die Lauen aufrüttelt, die Könige (Stolzen) demütigt, die Demütigen erhöht, die rechten Wege anzeigt und das Almosen befiehlt.«

Kirchengebet. Allmächtiger, ewiger Gott! Urheber der Tugend und Freund der Jungfräulichkeit: verleihe uns, wir bitten dich, dass wir durch die großen Verdienste deiner heiligen Jungfrau Frideswida dir anempfohlen werden, deren Leben wegen des Vorzuges der Keuschheit dir wohlgefällig war. Amen.

 

Die Texte unserer „Heiligen-Legende“ stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.

 

42/2013