Jahrgang 2017 Nummer 37

Heilige Euphemia, Jungfrau und Martyrin

Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen-Legende für Schule und Haus«, erschienen im Jahre 1890

Euphemia (= im guten Rufe stehend) war die Tochter des vornehmen Senators Philophronius und dessen frommer Gemahlin Theodosia, zu Chalcedon geboren. Den Glauben bewahrte sie von Jugend an beharrlich und ließ sich weder durch Schmeicheleien, noch Drohungen von demselben abwendig machen. Priscus, der Statthalter von Asien, befahl, dass am bestimmten Tage auf ein gegebenes Zeichen alle im Tempel opfern sollen. Euphemia jedoch erhob laut ihre Stimme und hielt alle Christen vom Götzenopfer zurück. Deswegen wurden sie alle vor den Richterstuhl gebracht und im Angesichte mit Riemen grausam geschlagen. Die fromme Jungfrau wurde nun auf ein Rad geflochten; es sollten alle ihre Gebeine zerbrochen und ihr Fleisch zerrissen werden; jedoch auf das darüber gemachte Kreuzzeichen hin zersprang das Marterwerkzeug und Euphemia wurde gänzlich geheilt. Jetzt wurde sie zum Feuertode verurteilt. Die beiden Soldaten Victor und Sosthenes vermochten sie aber nicht zu fesseln, da sie Männer mit ernsten Mienen sahen, welche Feuerbrände umherschleuderten; durch diese Erscheinung wurden sie zum Glauben an Christus bekehrt, den wilden Tieren vorgeworfen und von denselben getötet. Andere Soldaten warfen die Heilige in einen glühenden Ofen, wobei sie vom Feuer erreicht und verbrannt wurden, während Euphemia Gott lobte und unversehrt blieb. Nach mehreren Versuchen von Peinigungen, während welcher die Heilige wunderbar erhalten wurde, warf man sie im Amphitheater vier Löwen und drei Bären vor. Die Bestien leckten ihr die Füße; aber eine Bärin verwundete Euphemia, und so starb sie als Martyrin den 16. September 303. Ihr heiliger Leib wurde von den Eltern ehrerbietig bestattet und von Gott durch Wunder verherrlicht. Zu gleicher Zeit erlitten die heilige Matrone Lucia und der heilige Geminian zu Rom den Martyrertod.

Lehre. Beherzige das Wort des heiligen Cyprian: »Da die Welt den Christen hasst, warum ließt du sie, welche dich hasst? Und warum liebst du nicht vielmehr denjenigen, welcher dich liebt und erlöset hat?«

Kirchengebet. O Herr! gewähre unseren Bitten erfreuliche Erhörung: damit wir die Standhaftigkeit der heiligen Martyrer Euphemia, Lucia und Geminianus im Glauben nachahmen, deren jährliches Leidensgedächtnis wir andächtig feiern. Amen.

 

Die Texte unserer »Heiligen-Legende« stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.

 

37/2017