Jahrgang 2014 Nummer 41

Heilige Ethelburga, Abtissin

Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen-Legende für Schule und Haus«, erschien im Jahre 1890

Ethelburga (= Schützerin des Adels, des Vaterlandes) und ihr Bruder Erkonbald waren aus dem Geschlechte der Könige von Ostangeln in England. Ethelburga weihte sich frühzeitig dem lieben Gott mit allem, was sie hatte. Ihr Bruder gründete von seinem großen Vermögen das Benediktinerkloster zu Chertsey um 666, stand demselben als Abt vor und zog viele vortreffliche Schüler heran. Dann erbaute er auch zu Barking in der Grafschaft Essex ein Benediktinerinnenkloster, welchem er seine Schwester wegen ihrer Geistesvorzüge und Tugenden vorsetzte. Die heilige Äbtissin entsprach auch den Erwartungen. Sie leuchtete als lebendiges Tugendbeispiel auf dem Wege zur Vollkommenheit allen voran. Mehrere ihrer Nonnen starben an der Pest. Ethelburga trauerte, weil sie noch länger auf Erden leben sollte, indem der Himmel ihr ganzes Verlangen war. Sie benützte die ihr noch von Gott gegebene Lebensschrift getreu zur Erwerbung von Verdiensten. Am 11. Oktober um das Jahr 705 ging die Heilige in die ewige Ruhe ein. Gott bestätigte durch auffallende Zeichen die Heiligkeit seiner Dienerin.

Lehre. Die heiligen und frommen Christen wussten stets vom Gelde den besten Gebrauch zu machen, um sich den Himmel zu erwerben. Wird aber das Geld schlecht angewendet – wie groß ist dann das Unheil! Dasselbe schildert der heilige Petrus Chrysologus: »Das Geld gebietet den Heiden, beherrscht die Reiche, verursacht Kriege, vergleicht die Kriegführenden, verkauft das eigene Blut, veranlasst Mord, verrät das Vaterland, verwüstet die Städte, unterjocht die Völker, überliefert die Festungen, quält die Bürger, sitzt bei Gerichten vor, verdreht das Recht, verwirrt Recht und Unrecht, verletzt die Tugend, bemakelt den guten Ruf, verdirbt die Ehrbarkeit, regt die Begierlichkeit an, mordet die Unschuld, begräbt die Gottseligkeit, hebt die Notwendigkeit auf, untergräbt die Freundschaft.«

Gebet. Verleihe uns, Herr, durch die Fürbitte deiner heiligen Äbtissin Ethelburga Weisheit und Gnade, dass wir die Vergänglichkeit des Irdischen beachten und von den Gütern dieser Welt einen solchen Gebrauch machen, der uns die ewige Seligkeit erlangen hilft. Amen.


Die Texte unserer »Heiligen-Legende« stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.

 

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