Heilige Dula, Dienstmagd und Martyrin
Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen-Legende für Schule und Haus«, erschienen im Jahre 1890

Dula (= Sklavin, Magd) auch Theodula (= Dienerin Gottes) genannt, wurde von ihren armen und christlichen Eltern zu Nicomedia in Kleinasien fromm erzogen. So gerne wäre sie bei den Eltern geblieben, musste aber einen Dienst suchen, um dieselben unterstützen zu können. Eine christliche Frau nahm sie in ihren Dienst. Anfangs erging es ihr gut. Nach einigen Jahren wollte ihr Dienstherr, ein heidnischer Offizier, in Abwesenheit der Frau die fromme Magd durch Schmeicheleien und Versprechungen zur Sünde verführen. Voll Entrüstung entgegnete sie, dass sie sogleich aus dem Dienste treten würde, wenn er ihr noch ein einziges Mal einen solchen schändlichen Antrag machte: »Ich bin«, sprach sie, »eine Christin, und das christliche Gesetz verbietet jede unkeusche Handlung«. Doch der Wüstling ruhte nicht. Bei einer weiteren Abwesenheit der Frau drangsalierte er die tugendhafte Dienerin abermals und bedrohte sie mit dem Tode, wenn sie ihm nicht zu Willen wäre. Die Heilige erklärte sich aber bereit, lieber den Tod zu erleiden. Der böse Mann wurde rasend und tötete sie auf der Stelle; und so erlangte die heilige Dula einen zweifachen Triumph als Jungfrau und Martyrin den 25. März im Jahre 300.
Lehre. O christliche Mägde! die ihr gezwungen seid, bei fremden Leuten euer Brot zu suchen: seid vorsichtig in der Wahl und überlegt es wohl, bevor ihr den Dienst annehmet. Sehet weniger auf großen Lohn, als auf gute Behandlung und besonders darauf, dass ihr euere Christenpflichten ordentlich erfüllen, wenigstens doch an Sonn- und Feiertagen den Gottesdienst besuchen und die gebotenen Fasttage halten könnet. Machet und betet und lasset es euch angelegen sein, die schöne Zierde der Reinigkeit unverletzt zu bewahren.
Gebet. O heilige Jungfrau und Martyrin Dula, die du bereitwillig die Obliegenheiten deines Berufes als Dienstmagd erfüllt hast: bitte für alle christlichen Dienstboten um Gnade, dass sie ihren Herrschaften treu und gehorsam seien, wachsam und sorgfältig allen etwaigen Gefahren zur Sünde entfliehen und dereinst des ewigen Lohnes teilhaftig werden mögen. Amen.
Die Texte unserer »Heiligen-Legende« stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.
12/2017