Heilige Constantia, Prinzessin
Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen-Legende für Schule und Haus«, erschienen im Jahre 1890

Constantia (= Standhaftigkeit), Tochter des Kaisers Constantin des Großen, war am ganzen Leibe mit dem Aussatze behaftet. Sie fasste Vertrauen auf die Fürbitte der heiligen Jungfrau und Martyrin Agnes, obgleich sie noch nicht Christin war, besuchte ihre Grabstätte und bat sie unter Tränen, ihr zu helfen. Sie schlief ein – da hörte sie die Worte der heiligen Agnes: »Sei standhaft, Constantia, glaube an den Sohn Gottes und er wird dich gesund machen«. Sie glaubte, ward augenblicklich gesund und ließ sich mit vielen aus dem kaiserlichen Hause taufen. Nach einiger Zeit verlangte der berühmte Callican, der Witwer war, die Prinzessin zur Ehe. Vor der Hochzeit aber sollte noch ein Feldzug stattfinden. Die Heilige betete zu Gott, er möge jenem mit dem Siege das Licht des Glaubens und das Verlangen nach einem heiligen Leben verleihen. Ihre Bitte fand Erhörung. Callican kehrte als Sieger und als Christ zurück und lebte fromm und enthaltsam. Auf die Bitte der heiligen Tochter erbaute der kaiserliche Vater über dem Grabe der heiligen Agnes eine Kirche und ein Haus. Sie gelobte die Jungfräulichkeit, nahm die beiden Töchter des Callican, die heilige Attica und die heilige Artemia, deren Andenken heute mitgefeiert wird, und noch mehrere Jungfrauen zu sich und war deren Vorsteherin und Vorbild bis zu ihrem seligen Ende am 18. Februar um das Jahr 354. Ihr heiliger Leib wurde in einem Sarge aus Porphyr in der Kirche der heiligen Agnes beigesetzt.
Lehre. Die heilige Constantia hielt ihr Taufgelübde treu das ganze übrige Leben hindurch. Erinnere dich, o Christ! täglich an deine Taufgelöbnisse, bereue alle bisherige Untreue und mache den kräftigen Vorsatz von nun an treu und standhaft die Gebote Gottes zu beobachten bis zum Tode.
Gebet. O göttlicher Heiland, verleihe durch die Fürbitte deiner heiligen Dienerin Constantia allen dir verlobten jungfräulichen Seelen deine helfende Gnade, dass sie dir als ihrem himmlischen Bräutigam Liebe und Treue bewahren und als kluge Jungfrauen mit brennenden Lampen in den himmlischen Hochzeitssaal glücklich gelangen mögen. Amen.
Die Texte unserer »Heiligen-Legende« stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.
7/2017