Jahrgang 2017 Nummer 22

Heilige Clothildis, Königin

Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen-Legende für Schule und Haus«, erschienen im Jahre 1890

Clothildis (Chrotildis, Clotildis = durch Huld und Gnade ausgezeichnet), war die Tochter Chilperichs, Bruder des Königs Gundobald von Burgund. Dieser tötete ihre Eltern, ließ aber dennoch seine Nichte christlich erziehen und gab sie 493 dem Könige Chlodwig I. von Frankreich zu Gemahlin unter der Bedingung freier Religionsübung. Die vortreffliche Königin suchte gar oft ihren Gemahl für das Christentum zu gewinnen. Erst als Chlodwig 496 in der Schlacht bei Zülpich gegen die Alemannen ins Gedränge kam, gelobte er, Christ zu werden, erhielt auch den Sieg und ließ sich vom heiligen Bischofe Remigius von Rheims taufen. Nach seinem Tode 511 kamen neue Sorgen über das Herz der heiligen Clothilde. Ihre zwei Söhne, Childebert und Clothar töten die Söhne ihres dritten Sohnes Clodimir; nur der heilige Clodoald entkam. Die Heilige zog sich nun nach Tours zurück, lebte ungemein fromm, tat unsäglich viel Gutes und war bestrebt, das Christentum in Frankreich zu verbreiten und zu befestigen. Sie verschied am 3. Juni 545 und wurde an der Seite ihres königlichen Gemahles Chlodwig beigesetzt in der Kirche, welche sie mit dessen Hilfe erbaut hatte. Diese Kirche führt jetzt den Namen der heiligen Genovefa.

Lehre. Der heilige Bonaventura sagt: »Viele kehren nicht zu Gott zurück, wenn sie nicht durch große Trübsale dazu genötiget werden«. König Chlodwig kam in der Bedrängnis zur Einsicht, dass ihm nur der wahre Gott helfen könne, und gab endlich der Gnade in seinem Herzen Raum. Möchte doch niemand dem Antriebe der Gnade widerstehen. Denn wird der richtige Augenblick versäumt, so wird auch die Gnade zur Bekehrung nicht mehr zuteil. Chlodwig hatte eine heilige Gemahlin, die unaufhörlich für ihn betete. Beten wir eifrig für die Bekehrung der Sünder! Dadurch werden viele Seelen gerettet.

Kirchengebet. Wir bitten dich, o Herr! schaue gnädig auf Frankreich herab; und weil du dessen Bewohnern durch das inständige Flehen der heiligen Clothildis die Gnade des Glaubens gegeben hast! so verleihe ihnen durch deren Fürbitte heiliges Verlangen nach christlicher Frömmigkeit. Amen.

 

Die Texte unserer »Heiligen-Legende« stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.

 

22/2017