Jahrgang 2017 Nummer 32

Heilige Clara, Ordensstifterin

Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen-Legende für Schule und Haus«, erschienen im Jahre 1890

Am Palmsonntag 1212 ging Clara, die Tochter reicher, adeliger Eltern, noch in schönstem Schmucke in die Domkirche von Assisi zum Gottesdienste. In der folgenden Nacht entfloh sie aus dem Vaterhause und eilte nach dem Klösterlein Portiunkula, eine halbe Stunde weit von Assisi im Tale gelegen, wo der heilige Franciscus mit seinen Schülern lebte. Dieser empfing mit seinen Ordensbrüdern die Jungfrau an der Kirchtüre, führte sie zum Altare, schnitt ihr die Haare ab, legte ihr ein rauhes Bußkleid an und band ihr einen Strick um den Leib. Gott verherrlichte seine Braut mit großen Wundern. Als die Sarazenen, welche im Heere Kaiser Friedrichs II. dienten, die Stadt Assisi plündern wollten, und schon die Mauern des festen Klösterleins St. Damian erkletterten, eilte Clara mit dem heiligsten Sakramente auf die Mauerzinne und vertrieb die Ungläubigen durch den heiligen Segen, so dass sie rücklings zu Boden stürzten. Darum wird auch die heilige Clara mit der Monstranze abgebildet. Sie betete damals: »O Herr! lass nicht zu, dass deine Dienerinnen in die Hände der wilden Tiere fallen!« Und sie hörte die Worte: »Ich werde euch immer beschützen!« – Schon zwei Jahre nach ihrem Tode wurde Clara vom Papst Alexander IV., der als Kardinalbischof von Ostia ihre Leichenrede gehalten hatte, heilig gesprochen.

Lehre. »Wenn Gott für uns ist, wer ist wider uns?«, sagt der heilige Paulus. (Röm. 8, 31) Dieses Wort bewährte sich auch an der heiligen Clara und wird sich an uns bewähren, wenn wir durch eifrigen Dienst Gottes und vertrauensvolles Gebet den Schutz des Herrn uns verdienen.

Gebet. Bitte für uns, o heilige Clara! dass wir uns, wie du, den Schutz des Allerhöchsten in allen Gefahren verdienen. Amen.

 

Die Texte unserer »Heiligen-Legende« stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.

 

32/2017