Jahrgang 2014 Nummer 12

Heilige Catharina von Genua, Witwe

Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen-Legende für Schule und Haus«, erschienen im Jahre 1890

Catharina wurde 1447 zu Genua in Italien geboren. Ihr Vater Jacob Fieschi war Vizekönig von Neapel. Nach dem Willen der Eltern entsagte sie ihrem Wunsche nach dem Klosterleben und heiratete den Edelmann Julian Adorno, welcher jedoch kein edler Mann war; denn er lebte leichtsinnig und verprasste alle Güter seiner edlen Frau. Diese litt darunter; aber noch mehr schmerzte sie die Gefahr für sein Seelenheil. Unaufhörlich betete sie – endlich bekehrte sich der Wüstling und tat Buße bis an sein Ende. Catharina widmete sich jetzt der Krankenpflege im großen Spitale zu Genua und zeichnete sich besonders in den Pestjahren aus. Dabei war sie streng gegen sich. Während des Advents und der Fastenzeit lebte sie 23 Jahre lang nur von der heiligen Kommunion. Nach dieser hatte die fromme Witwe ein unsägliches Verlangen und kam oft in Verzückung. Die ungerechtesten Vorwürfe und schändlichsten Lästerungen ertrug sie mit größter Sanftmut und sagte nie ein Wort zu ihrer Rechtfertigung. Sie verfasste auch zwei geistvolle Schriftchen: Theologie der Liebe und Fegfeuer. Namentlich über das Fegfeuer hatte die Heilige merkwürdige Visionen. Catharina starb nach langwierigen und schmerzlichen Krankheiten im 62. Lebensjahre den 14. September 1510. Papst Clemens XII. sprach sie 1737 heilig. Ihr Verehrungstag ist der 22. März.

Lehre. Als der Herr einmal der heiligen Catharina zeigte, welch großes Übel die Sünde, selbst eine lässliche Sünde sei, da rief sie aus: »Ich kann nicht begreifen, dass ich nicht gestorben bin, als ich sah, welch ein großes Übel auch die geringste Handlung gegen Gott ist; und wenn mir schon der bloße Schatten einer lässlichen Sünde so schrecklich vorkam, was muss erst eine Todsünde sein!« Hüten wir uns auch schon vor lässlichen Sünden, die Gott so strenge bestraft im Fegfeuer.

Gebet der Kirche. O Gott, der du durch die Glut deiner göttlichen Liebe das Herz deiner seligen Dienerin Catharina bei der Betrachtung des Leidens deines Sohnes entzündet hast: verleihe uns durch ihre Fürbitte, dass auch in uns das Feuer einer göttlichen Liebe brenne, und wir der Früchte des Leidens Jesu Christi teilhaftig werden mögen. Amen.

 

Die Texte unserer „Heiligen-Legende“ stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.

 

12/2014