Catharina (= rein), eine königliche Prinzessin (König Konstos soll ihr Vater gewesen sein), lebte zu Alexandria in Ägypten als Gott verlobte Jungfrau. Die Mutter Gottes erschien ihr mit dem Christkinde, welches ihr den geistlichen Brautring gab. Catharina war in den weltlichen und religiösen Wissenschaften sehr gut gebildet. Der Kaiser Maximinus befahl ein großes Götteropfer. Die 18-jährige Prinzessin trat dem Kaiser mutig entgegen und stellte ihm die Torheit des Götzendienstes und die Grausamkeit der Christenverfolgung vor. Er selbst konnte die weise Jungfrau nicht widerlegen; deshalb berief er hiezu 50 der weisesten Männer in seinen Palast. Aber die christliche Heldin sprach mit solcher himmlischer Weisheit, dass alle 50 sich zu Christus bekehrten und freudig den Feuertod hiefür erlitten. Schmeichelnde Worte des Kaisers machten auf die Heilige keinen Eindruck; daher wurde sie gepeitscht und eingekerkert. Die Kaiserin Augusta besuchte sie in Begleitung des Feldherrn Porphyrius mit 200 Soldaten im Gefängnisse; und infolge der Unterredung nahmen alle den christlichen Glauben an. Beim zweiten Verhöre nach 12 Tagen befahl der Kaiser, die standhafte Jungfrau auf ein Rad zu flechten, das ringsum mit spitzigen Messern besetzt war. Auf das Gebet der Heiligen zersprang das Rad in Stücke. Nun trat die Kaiserin vor und wollte ihren Gemahl von weiterer Grausamkeit abhalten. Zur Belohnung hiefür wurde sie arg gemartert und enthauptet. Auch Porphyrius und seine 200 Soldaten bekannten sich als Christen. Der Wüterich ließ sie alle töten. Zuletzt wurde die heilige Catharina enthauptet den 25. November 307. Es floss Milch statt Blut heraus. Engel trugen den heiligen Leib auf den Berg Sinai und setzten ihn dort bei. Die heilige Catharina gehört zu den 14 heiligen Nothelfern und gilt als Patronin der Sünder, welchen sie Reue und Buße erfleht; auch um ein gutes Lebensende und in Jungenleiden wird sie angerufen. Die Heilige ist auch die Patronin der Philosophen, sowie (wegen des Rades) der Müller und Wagner.
Lehre. St. Augustin mahnt: »Liebe die Wissenschaft, aber noch mehr die Tugend!«
Kirchengebet. O Gott, der du auf der Höhe des Berges Sinai deine Gebote gegeben und an denselben Ort durch deine heiligen Engel den Leib deiner heiligen Jungfrau und Martyrin Catharina übertragen lassen wolltest: verleihe, wir bitten dich, dass wir durch ihre Verdienste und Fürbitte zu dem Berge, der Christus ist, zu gelangen vermögen. Amen.
Die Texte unserer »Heiligen-Legende« stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.
47/2017