Heilige Cäcilia, Jungfrau und Martyrin
Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen-Legende für Schule und Haus«, erschienen im Jahre 1890

Cäcilia, eine hochedle, Gott verlobte Jungfrau zu Rom, wurde sorgfältig erzogen und in der Musik unterrichtet. Die Eltern aber verlobten sie an den adeligen, reichen, jedoch heidnischen Jüngling Valerian, der um sie anhielt. Cäcilia erschrak hierüber. Im Gebete erhielt sie von Christus durch einen Engel die Versicherung, dass sie auch im Ehestande jungfräulich bleiben könne. Die Hochzeit fand statt. Cäcilia erklärte nun ihrem Bräutigam, sie sei Gott verlobt und stehe unter dem Schutze eines Engels; daher möge er es nicht wagen, ihr ein Leid anzutun. Valerian fühlte einen besonderen Zug der Gnade und wünschte den Engel zu sehen. Seine Braut entgegnete: dies könne nur geschehen, wenn er sich taufen lasse. Valerian war hiezu bereit und wurde vom heiligen Papste Urban I. unterrichtet und getauft. Bei seiner Rückkehr fand er Cäcilia beim Gebete und sah neben ihr einen glänzenden Engel, welcher zwei wohlriechende Kränze aus Rosen und Lilien hielt und den einen der Cäcilia, den andern ihm überreichte. Mit Hilfe der Cäcilia bekehrte Valerian seinen Bruder Tiburtius. Aber der Stadtpräfekt Almachius erhielt Kunde hievon, forderte beide Brüder vor sich und ließ sie wegen ihrer Standhaftigkeit zuletzt enthaupten. Auch die heilige Cäcilia wurde vor seinen Richterstuhl geführt. Sie bat sich Bedenkzeit aus und benutzte die erlangte Frist zur Verteilung der Güter des Valerian, welche der Stadtpräfekt verlangt hatte, an die Armen. Nach dem zweiten Verhöre wurde die Heilige in ein überhitztes Bad gesperrt, worin sie ersticken sollte. Als sie einen Tag und eine Nacht hindurch unversehrt blieb, sollte sie enthauptet werden; drei Schwerthiebe konnten sie nicht enthaupten; mit einer schweren Wunde am Halse wurde die heilige Martyrin in ihr Haus gebracht und starb nach drei Tagen den 22. November 330. In Rom ist ihr eine Kirche geweiht. Sie ist Patronin der Musiker.
Lehre. Die Musik soll nur zur erlaubten Erheiterung und zur Lobpreisung Gottes dienen. Möchte niemand etwas singen oder anhören, das sündhaft ist! Die Musiker in der Kirche sollen eingedenk sein, dass sie die Stelle der Engel vertreten.
Kirchengebet. O Gott, der du uns durch die jährliche Feier deiner heiligen Jungfrau und Martyrin Cäcilia erfreuest: gewähre, dass wir auch dem Beispiele ihres frommen Lebens nachfolgen, indem wir sie andächtig verehren. Amen.
Die Texte unserer »Heiligen-Legende« stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.
47/2014